Liebe Leserin, lieber Leser
In der ganzen Schweiz finden in diesen Wochen Musikfeste statt. Die Stimmung auf den Festgeländen, in den Vortragssälen und an den Marschmusikstrecken ist phänomenal und sorgt auch mal für Gänsehaut. Entweder mag ich mich nicht mehr an die Feststimmungen vor der Pandemie erinnern, oder aber es ist wirklich so, dass die Schweiz das Feiern neu entdeckt hat.
An den Festen nehmen vermehrt auch aus zwei oder mehr Vereinen zusammengesetzte Spielgemeinschaften teil. Ich selbst durfte in den vergangenen Wochen in einzelnen solcher Spielgemeinschaften mitspielen und darf sagen, dass diese projektartigen Musikerlebnisse ihren ganz eigenen Charme haben und wunderbare Momente kreieren. Das Zusammengehen von Musikvereinen eröffnet ganz neue Optionen, sei es bezüglich der musikalischen Möglichkeiten, aber auch bezüglich Kameradschaft. Es ist sicher nicht einfach, bisher unterschiedliche Probetage zu koordinieren, auf diverse Gewohnheiten oder lieb gewordene Traditionen zu verzichten. Aber gemeinsam mit einem benachbarten Verein oder im regionalen Verbund neue Ziele anzuvisieren und dabei das Musizieren anders, aber durchaus positiv zu erleben, hat seinen Reiz.
Sollte die eine Leserin oder der andere Leser ebenfalls mit solchen Ideen in ihrem bzw. seinem Verein konfrontiert sein, dann ermutige ich sie oder ihn, sich auf dieses Projekt mit Offenheit und durchaus mit viel Vorfreude einzulassen. Sie werden auf andere Musikantinnen und Musikanten treffen, die auch Blasmusik leben und das Miteinander schätzen – eine perfekte Basis für ein gemeinsames Musizieren, sei es im Hinblick auf nächste Konzerte und Vorträge, oder einfach, um Blasmusik zu pflegen. Die Zuhörerinnen und Zuhörer werden das neue Gefühl spüren und die dargebotene Musik geniessen, auch wenn allenfalls noch unterschiedliche Uniformen getragen und zwei oder mehr Fahnen grüssen werden.
Wie Sie den vorangegangenen Zeilen entnehmen können, ist also das Zusammengehen von Musikvereinen nicht in erster Linie ein Scheitern oder das Ende eines Vereines, sondern vielmehr ein Aufbruch zu neuen Ufern. Denn nicht wenige Vereine, welche sich in der Vergangenheit zusammengeschlossen haben, berichten mittelfristig von Neueintritten und neuen Impulsen, sei es in der Vereinsarbeit, an den Jugendspielen oder in Bläserklassen. Dies zeigt, dass die Zusammenarbeit unter Vereinen durchaus auch nachhaltig sein kann und neue Kräfte freisetzt, was voll und ganz im Sinne der Blasmusikszene ist. Denn nur so bleibt Blasmusik in der Gesellschaft sicht- und hörbar.
Ich wünsche Ihnen allen an den kommenden Musikanlässen, ob als Spielgemeinschaft, Projektorchester oder als traditioneller Verein, viele schöne Momente des Zusammenseins und der Kameradschaft.