Blasorchester SGBV begeistert mit königlicher Präzision

Ein Bild des SBGV-Orchesters am Konzertabend
Das Blasorchester SGBV, ein Projektorchester des St. Galler Blasmusikverbandes, hat diesen Herbst erstmals im Kultur- und Kongresshaus «Verrucano» in Mels gastiert. Unter der musikalischen Leitung von Niki Wüthrich haben 75 Musikantinnen und Musikanten ihre Zuhörenden in ein königlich-musikalisches Abenteuer entführt.
Ein Bild des SBGV-Orchesters am Konzertabend
Das Blasorchester des SGBV bewies an seinem Konzert, was der St. Galler Blasmusikverband mit deinen Projekten musikalisch Hochstehendes zu bieten hat.

Nachdem sich die 75 Musikantinnen und Musikanten aus dem gesamten Kantonsgebiet bereits seit Donnerstag in Mels einquartiert hatten, um zu proben, luden sie am Sonntag zum Matinee-Abschlusskonzert ein. Gefolgt sind der Einladung mehrere Hundert Gäste – der Löwensaal des Melser «Verrucano» war entsprechend gut gefüllt. Im Vorfeld hatte der musikalische Gesamtleiter Niki Wüthrich ein Konzertprogramm zusammengestellt, das es in mehrerlei Hinsicht in sich hatte. So war es für die Musikantinnen und Musikanten ebenso anspruchsvoll wie für die Zuhörenden abwechslungsreich und unterhaltsam. Das Repertoire widerspiegelte die Vielseitigkeit und Diversität der Blasmusik.

Einmalige Akustik

Einen grossen Schwerpunkt nahm das vierteilige Werk «Egmont – Symphonic Poem» ein. Es erzählt die tragische Geschichte des namensgebenden niederländischen Grafen Egmont von Gaure, seine schwierige Beziehung zu Philip II., seine Enthauptung in Brüssel und den daraus entstandenen Aufstand der Niederländer gegen ihre spanischen Besatzer (80-jähriger Krieg). Komponist Bert Appermont verstand es, mit pompösen Fanfaren das Hofzeremoniell des 18. Jahrhunderts, mit melancholischen Klängen die innere Zerrissenheit des Besungenen und mit einem gewaltigen Tutti am Ende die Einung der Niederlande gegen das Königshaus zu vertonen. Und der dynamische und präsente Niki Wüthrich pflanzte die musikalisch gezeichneten Bilder mit seiner Interpretation direkt in die Köpfe der Zuhörerschaft.
Untermalt wurde der Einfluss des spanischen Königshauses durch den beigezogenen Gitarristen Riet Buchli mit seiner akustischen Gitarre. Die Musikantinnen und Musikanten waren perfekt vorbereitet und die Akustik im Löwensaal prädestiniert für Werke dieser Grössenordnung. Zwar verzeiht letzterer wirklich nichts. Muss er aber auch nicht, da die Läufe genauso sassen wie die Dynamik und die Intonation.

Das Leben tanzen

Weiter ging es im Programm: Bei Werken wie «Coldplay in Symphony», ebenfalls aus der Feder von Appermont, zeigte Wüthrich denn auch auf, dass er nicht nur Dirigent und musikalischer Leiter ist, sondern zu einem nicht unerheblichen Teil auch Unterhalter. Bekannte Titel der britischen Band Coldplay wie etwa «A Sky Full of Stars» oder «The Scientist», die in das Arrangement eingeflossen waren, holten die Gäste vom ersten Ton ab. Sie mündeten mit «Viva la Vida» in einem grossen Finale als würden es die Musikantinnen und Musikanten im wahrsten Sinne des Wortes von der Bühne in den Saal hinausposaunen: «Lebe das Leben. Feiere es. Tanze es» – ein Gänsehautmoment.
Mit «Danza Caribe» machte das Korps einen Ausflug in die Karibik und die Stimmung wurde etwas gemächlicher. Der Komponist Alfred Reed legte sanfte Melodien, dominiert von der Oboe, über einen rhythmischen Teppich.

Wahrhaftig königlich

Mit «El Camino real» von Alfred Reed fand das Konzert seinen krönenden Abschluss. Der «königliche Pfad», wie das Werk übersetzt heisst, führte im 16.Jahrhundert auf 956 Kilometern entlang der Pazifikküste. Eine ganze Reihe von Akkordfolgen, machen das Werk so authentisch. Und wieder brillierten die Musikerinnen und Musiker mit einer ausgesprochenen Präzision.
Ganz ohne Zugaben liess das begeisterte Publikum das diesjährige Projekt nicht enden. Unter lang anhaltendem Applaus und Standing Ovations liess sich Wüthrich deshalb hinreissen, das Konzert mit zwei «Tänzen» ausklingen zu lassen – erst einer venezolanischen Tanzkomposition, gefolgt vom «Sonnentanz» von Klangkarussell. Mit einem vom St.Galler Blasmusikverband offerierten Apéro im Freien fand das Blasorchester SGBV definitiv seinen Abschluss.

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