Cesarinis «Bulgarian Dances» für Sinfonieorchester

Franco Cesarini am Taktstock
Am 15. und 16. September 2023 spielt die Kammerphilharmonie Graubünden an zwei Konzerten in Le Noirmont und Flims unter der Leitung von Philippe Bach zum ersten Mal Franco Cesarinis beliebtes Werk «Bulgarian Dances» für Sinfonieorchester. Wie es dazu kam, und weshalb Cesarini bei der Bearbeitung das Konzept des Werks komplett überdenken musste, verrät der Komponist gleich selbst.

Es ist eine Weile her, seit Franco Cesarini im Rahmen des Eidgenössischen Musikfests 2006 in Luzern den Auftrag bekommen hat, ein Stück für die 1. Stärkeklasse Harmonie zu komponieren. Schon damals wurden die «Bulgarischen Tänze op. 35» begeistert aufgenommen und gehören mittlerweile zu Cesarinis erfolgreichsten Werken.

Anfrage für eine sinfonische Bearbeitung

So erstaunt es nicht, dass auch ein Sinfonieorchester den Komponisten um eine Bearbeitung bat: «Philippe Bach hat mir geschrieben, dass er mit der Kammerphilharmonie Graubünden ein Programm mit balkanesischer Musik aufführen möchte und meine ‹Bulgarian Dances› sehr gut dazu passen würden», beantwortet Cesarini die Frage, wie es zur Zusammenarbeit gekommen sei. Schwer sei ihm die Zusage deshalb nicht gefallen, zumal ihm das Stück inzwischen sowieso sehr nahestehe.

Fasziniert von balkanesischer Volksmusik

Schon in den 1970er Jahren kam Franco Cesarini mit balkanesischer Musik in Kontakt: «Wie so viele Musiker spielte ich Bartóks Mikrokosmos am Klavier und fragte mich, ob diese unregelmässigen Rhythmen von ihm oder tatsächlich so in der Volksmusik zu finden sind.» Analog zu Bartók ging danach auch Cesarini auf die Suche nach folkloristischen Stücken und entwickelte allmählich ein Interesse dafür.

Auf was muss ein Komponist besonders achten, wenn er Volksmusik in seinen Stücken verwendet? «Einerseits ist es unmöglich, dem Original treu zu bleiben, andererseits braucht es eine grosse Empfindsamkeit für die Musik, um aus einem traditionellen Volksmusikstück ein Werk für Orchester zu machen.»

Dass ihm dies bisher sehr gut gelungen ist, zeigen unter anderem Reaktionen von Musikerinnen und Musikern aus dem Balkan, die sich täglich mit dieser Musik beschäftigen.

Neues Konzept für 18-jähriges Werk

Am 15. September 2023 werden die «Bulgarian Dances» nun das erste Mal für Sinfonieorchester zu hören sein. Auf was dürfen sich Besuchende bei der neuen Fassung besonders freuen, Franco Cesarini? «Grundsätzlich ist es so, dass ich am Werk selbst – an den Phrasierungen oder der Tonalität – nicht viel verändert habe. Trotzdem entspricht die Reduzierung von einem Blasorchester auf ein Kammerorchester einer grossen Veränderung.»

Cesarini hatte in der Originalversion beispielsweise noch sechs anstatt zwei Schlagzeuger zur Verfügung: «Ich musste ein komplett neues Konzept entwickeln und konnte nicht einfach Stimme für Stimme transferieren. Ausserdem war es speziell, an einem 18 Jahre alten Werk zu arbeiten. Natürlich würde ich heute einige Dinge anders machen», meint der Komponist verlegen lächelnd und hofft, dass das Stück sowohl bei den Musikerinnen und Musikern der Kammerphilharmonie als auch beim Publikum dieselbe Freude entfachen kann wie damals in Luzern.

Konzerte

  • Freitag, 15. September 2023, 19.30 Uhr, Espace La Velle, Le Noirmont
  • Samstag, 16. September 2023, 19.30 Uhr, Hotel Waldhaus, Flims

Programm

  • Rumänische Volkstänze für kleines Orchester, Béla Bartók (1881-1945)
  • Bulgarian Dances (Part I), op. 35, Franco Cesarini (*1961)
  • Concert Românesc, György Ligeti (1923-2006)
  • Pause
  • Images balkaniques, Nathan Stornetta (*1988), Uraufführung

Besetzung

TRI i DVE (Quintett), Kammerphilharmonie Graubünden, Philippe Bach (Dirigent)

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