«Das Festival bringt die Blasmusikszene zusammen»

Mann mit graumeliertem Jahr und Bart in dunkler Kleidung
Im Gespräch mit Felix Hauswirth läuten wir das «Jahr der Schweizer Blasmusikliteratur 2023» (JSL23) im «unisono» ein. Das Projekt wird uns einige Highlights bieten – allen voran seinen Höhepunkt: «aVENTura», das Festival der Schweizer Blasmusikliteratur, das vom 8. bis 10. September 2023 in Luzern stattfinden wird und dem Felix Hauswirth als künstlerischer Leiter vorsteht. Erfahren Sie mehr über das JSL23 und wieso das Festival so einmalig sein wird.

Felix Hauswirth, stellen Sie sich den Leserinnen und Lesern von «unisono» vor.

Ich bin pensionierter Professor der Hochschule für Musik Basel, wo ich 35 Jahre Dirigieren unterrichtet habe. Nach der Primarlehrerausbildung studierte ich am Konservatorium in Luzern Theorie und Blasorchesterdirigieren. Danach bildete ich mich in den USA weiter und unterrichtete für ein Semester an der University of Michigan. Seit Mitte der 80er Jahre bin als Dirigent und Dozent in verschiedenen Teilen der Welt unterwegs. Ich gründete und dirigierte das Schweizer Jugendblasorchester, war lange Zeit Dirigent der Stadtmusik Zug wie auch vom Sinfonischen Jugendblasorchester Baden-Württemberg, um drei Beispiele zu nennen. Im Jahr 2025 werde ich mein 50stes Dirigierjubiläum feiern können. Jetzt, als Pensionierter, geniesse ich das Leben [lächelt verschmitzt]. Nein klar, ich dirigiere natürlich nach wie vor und bleibe der Musik verbunden.

Orchester im Vordergrund auf einer wunderschönen Holzbühne mit grosser Orgel im Hintergrund
Beim Sinfonischen Jugendblasorchester Baden-Württemberg war der inzwischen pensionierte Musikprofessor 29 Jahre lang künstlerischer Leiter: «Mit diesem Orchester war ich jedes Jahr einen Monat unterwegs und bereiste alle Kontinente dieser Welt.»

Was sind die Ziele des Projekts, was dürfen Schweizer Musikantinnen und Musikanten vom JSL23 erwarten?

Unser Ziel ist es, die Schweizer Blasmusikliteratur noch bekannter zu machen und dafür zu sorgen, dass sie vermehrt gespielt wird und dadurch eine grössere Wertschätzung erfährt. Was durchaus berechtigt ist: Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern haben wir eine sehr aktive Komponistenszene. Die Blasmusikliteratur ist ein Stück Schweizer Kulturgut, das es zu fördern gilt. Weiter wollen wir damit die Komponisten und Verlage unterstützen, Erinnerungsarbeit leisten, indem alte Repertoires auf die Bühne zurückkehren, und dabei die Komponisten von morgen entdecken.

Was will das Projektteam mit dem Festival «aVENTura» erreichen?

Es bildet den Höhepunkt vom JSL23 – am Festival vereinen sich alle Teilprojekte zu einem Gesamtbild. «aVENTura» bringt bekannte und neuentdeckte Schweizer Komponisten auf die Bühne. Nebst öffentlichen Konzerten, welche die gesamte Blasmusikszene ansprechen, finden ein Meisterkurs Dirigieren, Podiumsdiskussionen, Vorträge und Präsentationen statt. Das Festival zeigt die kulturelle Vielfältigkeit des Schweizer Blasmusikwesens auf.

Programmpunkte «aVENTura» vom 8.–10. September 2023

Auftritte

  • Öffentliche Generalprobe des Symphonischen Blasorchesters Schweizer Armeespiel
  • Konzert Symphonisches Blasorchester Schweizer Armeespiel
  • Konzert Brass Band Fribourg
  • Konzert Blasorchester Stadtmusik Luzern
  • Konzert Jugendmusik Kreuzlingen

Weitere Höhepunkte

  • Masterclass Dirigieren mit Dozenten der Schweizer Hochschulen für Musik
  • Workshop-Konzert zum Abschluss des Meisterkurses Dirigieren
  • Podiumsdiskussion des Schweizer Blasmusik-Dirigentenverbands mit Schweizer Komponisten
  • Vortrag: Internationale Festliche Musiktage Uster – die für Uster entstandenen Schweizer Werke mit Robert Fink
  • Präsentationen: Ausgewählte Schweizer Werke mit Felix Hauswirth, Datenbank Schweizer Blasmusikkompositionen mit Stéphane Delley, Forschungsarbeit zur Schweizer Blasmusikliteratur mit Tamara Ackermann
  • Podiumsdiskussion «Die Schweizer Blasmusik und ihre Literatur im internationalen Vergleich» mit Dozenten von Hochschulen aus Ländern rund um die Schweiz

Wie sehen Ihre Aufgaben konkret aus?

Meine Aufgabe ist es, das Programm zu koordinieren und interessant zu gestalten. Konkret geht es darum, die Konzertprogramme der ausführenden Orchester mit den verschiedenen Dirigenten abzustimmen, Gäste einzuladen, den Meisterkurs Dirigieren zu planen und die Kontakte mit den verschiedenen Dozenten zu pflegen. Alle, die ich bisher für eine Mitwirkung angefragt habe, haben zugesagt, das ist wirklich grossartig.

Ein Mann in dunkler Kleidung mit Taktstock am Dirigieren, im Hintergrund ist eine Flötistin und weitere Musiker zu sehen
Ist im In- und Ausland bekannt als Gastdirigent, Dozent und Professor für Blasorchesterdirektion: Felix Hauswirth.

Ein JSL23-Teilprojekt war die Neuorchestrierung von vierzehn Schweizer Kompositionen. Wie sehen die Überlegungen des Projektteams dazu aus?

Es war die Idee der SBV-Musikkommission, Kompositionen neu zu orchestrieren. Einerseits Werke, die in Instrumentationen vorliegen, die nicht mehr zeitgemäss oder andererseits vergriffen sind. Und da gibt es nicht nur Werke von sehr hohem Schwierigkeitsgrad, sondern auch einfachere. Es ist uns gelungen, vierzehn Kompositionen zu finden und neu orchestrieren zu lassen. Diese Werke werden alle an den vier Konzerten des Festivals «aVENTura» uraufgeführt. Ich glaube, wir haben ein paar ganz hervorragende Kompositionen gefunden, die in neuen Instrumentationen erklingen werden – ältere wie auch neuere unbekanntere Werke. Die meisten dieser vierzehn Stücke eignen sich für Orchester der ersten und zweiten Stärkeklasse. Je eines ist in der dritten sowie Höchstklasse angesiedelt.

Was bringt JSL23 und «aVENTura» den Schweizer Amateur-Musizierenden?

Das Festival bringt einmalig die gesamte Schweizer Blasmusikszene an einem Ort zusammen. Musikantinnen, Dozenten, Dirigentinnen und Komponisten werden sich begegnen und können sich austauschen, das ist mir ein besonderes Anliegen. Zudem sind alle Sparten der Blasmusik an einem Wochenende zu hören, vom Blasorchester und Jugendblasorchester über das Schweizer Armeespiel bis hin zum Kammerensemble, gestellt durch Musiker des Schweizer Armeespiels.

Violett-rotes Logo vom Jahr der Schweizer Blasmusikliteratur 2023 mit dem Porträt von Stephan Jaeggi
JSL23 wartet mit einigen Highlights auf – man darf gespannt sein!

Was empfehlen Sie Musikantinnen und Musikanten aus Schweizer Vereinen am Festival zu besuchen?

Nebst den Konzerten empfehle ich, die öffentliche Generalprobe des Symphonischen Blasorchesters Schweizer Armeespiel zu besuchen. Dies zu erleben, ist interessant. Weiter besteht die Möglichkeit, den Meisterkursen im Dirigieren beizuwohnen und zuzusehen, wie Hochschuldozenten mit Studentinnen und Studenten arbeiten.

Auf was freuen Sie sich persönlich besonders?

Dass sich der Schweizer Blasmusikverband, der Schweizer Blasmusik-Dirigentenverband, alle Schweizer Musikhochschulen und das Schweizer Armeespiel in Luzern am selben Festival treffen, hat es noch nie gegeben. Das Festival ermöglicht einen intensiven Austausch zwischen Musikern, Dirigentinnen und Komponisten. Es ist ausserordentlich, dass erstmals alle Hochschulen, die Blasorchesterdirektion anbieten, und ihre Dozierenden zusammenkommen und sich auch die Studierenden gegenseitig kennenlernen. Die Zusammenarbeit zwischen allen Hochschulen und dem Schweizer Blasmusikverband ist ein Novum. Ich glaube, dies wäre nicht zustande gekommen, wenn der SBV dies nicht möglich gemacht hätte.

Symphonisches Orchester mit roter Fahne und weissem Schweizerkreuz im Hintergrund
Das Symphonische Blasorchester Schweizer Armeespiel, unter der Leitung von Gaudens Bieri, wird am Festival «aVENTura» neuinstrumentierte Schweizer Kompositionen präsentieren.
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