Die Erfüllung im Dirigieren gefunden

Michael Bach am Taktstock
Michael Bach gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Schweizer Dirigenten. Und obwohl er aus einer Musikerfamilie stammt, ist er doch eher zufällig Dirigent geworden.

Michael Bach sagt, er sei ein einigermassen guter Cornetist gewesen, er habe jedoch das Gefühl gehabt, dass es für eine Karriere als Profimusiker nicht ausreichen würde. So hat er nach der Matura zuerst ein Studium zum Sekundarlehrer absolviert. Sein Vater hat ihn dann ermutigt, das Dirigat eines Vereines zu übernehmen, um neben seinem Studium etwas Geld zu verdienen. Und dort ist es ihm dann passiert, dass er seine Leidenschaft entdeckt hat. Er habe gemerkt, dass er beim Dirigieren ausdrücken könne, was er musikalisch fühle – etwas, was ihm auf dem Instrument nie gelungen sei.

Vom Lehrer zum Dirigenten

Nach Abschluss seines Lehrerstudiums hat er deshalb umgehend mit dem Dirigierstudium an der HKB unter Ludwig Wicki begonnen – mit seiner akribischen Art genau dem Lehrer, der ihn bestmöglich weiterbringen konnte. Rückblickend stellt Michael Bach fest, dass er das Glück und die Chance gehabt habe, sehr früh mit viel Hörerfahrung beschenkt worden zu sein. Sein Vater habe ihn und seinen Bruder Philippe schon früh zu Konzerten am Menuhin-Festival mitgenommen, wo er die weltbesten Musiker hören durfte, und als Mitglied der NJBB habe er die besten Dirigenten der damaligen Zeit erleben dürfen.

Er habe stets versucht, von allen Dirigenten Gutes zu übernehmen und Schlechtes zu vermeiden. Schliesslich könne man Dirigenten nicht kopieren und müsse seinen eigenen Stil finden.

Schnelles Probentempo

Um mit seinen Vereinen seine Ziele zu erreichen, versuche er, immer sehr gut organisiert und vorbereitet zu sein. Man müsse seinen Musikerinnen und Musikern in jeder Probe etwas bieten, damit es für sie Sinn mache, zwei Stunden auf ihrem Stuhl zu sitzen, erklärt er. Er arbeitet immer sehr intensiv und schnell. «Es muss etwas laufen», so dass man nachher das Gefühl hat, die Probe habe etwas gebracht und jede und jeder sei einbezogen worden, meint er. Man attestiert ihm denn auch, dass er ein sehr schnelles Probentempo habe.

Für das gute Funktionieren der Organisation und Koordination seiner verschiedenen Tätigkeiten dürfe er auch auf die grossartige Unterstützung seiner Familie zählen.

Schweizer haben mehr Selbstzweifel

Angesprochen auf die Unterschiede zwischen den Englischen und den Schweizer Bands meint Michael Bach, dass es aus seiner Sicht eigentlich keine grossen und schon gar keine musikalischen Unterschiede gebe, aber dass wir Deutschschweizer oft zu viele Selbstzweifel hätten. Es fehle häufig das gesunde Selbstvertrauen, das die Engländer von Natur aus ausstrahlten.

Michael Bach hat schon viele besondere Momente erleben dürfen, darunter viele Erfolge, aber natürlich auch Enttäuschungen, wenn man ein angestrebtes Ziel nicht ganz erreicht habe.

Schönstes Erlebnis

Es ist wohl bezeichnend für ihn, dass er bei der Frage nach dem schönsten Erlebnis seiner Karriere nicht etwa einen seiner Siege an einem Contest nennt, sondern das erste Konzert nach der Coronapause mit seinem Dorfverein, der Brass Band Harmonie Saanen. Das Publikum feierte die Musikanten mit einer «Standing-Ovation».

Nie habe ihn ein Konzerterlebnis derart berührt. Dies nach einer Phase der Ungewissheit mit seinen Freunden zu erleben, mit denen er – auch musikalisch – aufgewachsen ist, werde er für immer in allerbester Erinnerung behalten.

Dieses Beispiel zeigt, wie leidenschaftlich Michael Bach seinen Beruf liebt und seine Berufung darin gefunden hat. Diese Energie überträgt sich auch auf seine Bands und von diesen auf das Publikum.

Michael Bach am Taktstock
Michael Bach – Emotionen!

Persönliches

  • Alter: 42
  • Instrument: Cornet und Klavier
  • Vereine: Brassband Bürgermusik Luzern, Brass Band Harmonie Saanen, Grimethorpe Colliery Band
  • Tipp: Gib den Spielenden einen Grund, auf ihrem Stuhl zu sitzen.
    Tipp für Kolleginnen und Kollegen: Der Dirigent ist bezahlt, um für die Musiker da zu sein, nicht umgekehrt.
  • Ergänze: Ein Dirigent muss zugleich Pädagoge, Psychologe, Manager und Musiker sein.
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