«Die Freude am Musikunterricht wecken»

In Freiburg wird ab diesem Herbst in den ersten acht Stufen der obligatorischen Schuljahre ein neues Lehrmittel für den Musikunterricht eingeführt. Es heisst «Allegro» und löst seinen Vorgänger «A vous la musique» ab. Die Redaktion hat sich mit Hugo Stern, Vorsteher des Amtes für französischsprachigen obligatorischen Unterricht, darüber unterhalten.

Was waren die Beweggründe für diese didaktische Erneuerung?

Es gibt viele und sie hängen zusammen. Da ist zum einen der welsche Lehrplan (plan d’études romand, PER), der die Leitplanken für den Unterricht in den verschiedenen Fächern vorgibt, darunter auch die Musik. Zum anderen stellten wir fest, dass die in den 60er- und 70er-Jahren entwickelten und vor rund 30 Jahren erneuerten Lehrmittel veraltet sind. Wir waren also mit einer Diskrepanz zwischen der Realität und den aktuellen Bedürfnissen konfrontiert. Somit war es nötig, ein Instrument zu schaffen, das Lehrkräfte beim Erteilen von Musikunterricht unterstützt und bestärkt, da dies alles in allem spezielles Fachwissen erfordert.

Wird diese Methode nur in Freiburg angewendet?

Für die französischsprachigen Kantone werden die meisten Lehrmittel von der interkantonalen Konferenz für das öffentliche Bildungswesen der Westschweiz und des Tessins (CIIP) erstellt. Weil die Musik nicht erste Priorität hatte, beschlossen wir, diese Arbeit zu initiieren und bekamen rasch Unterstützung von unseren Kollegen aus dem Wallis. Sie werden «Allegro» ebenfalls diesen Herbst einführen. Dazu kann man sagen, dass die beiden Kantone im Bereich der Amateurmusik vergleichbar sind. Und wir gehen davon aus, dass wir Nachahmer finden werden.

Welche wichtigen Neuerungen bringt «Allegro»?

Auch hier geht es darum, mit dem PER im Einklang zu stehen. Dieses neue Medium bietet den Schülerinnen und Schülern und ihren Lehrkräften einen aktiven Zugang zur Musik. Ziel ist es also, zu singen, (sich) zu begleiten, das Gehör zu trainieren und musikalische Werke, aber auch verschiedene Aspekte der musikalischen Sprache zu entdecken und zu gestalten. «Allegro» bietet einsatzbereite Einheiten an, die besonders für Lehrkräfte der Primarstufe hilfreich sind; insbesondere für Personen, die sich mit der Musik, die schnell technisch werden kann, weniger wohl fühlen. Der Unterricht geht zwar immer realitätsnah von den Bedürfnissen des Schülers aus, dehnt sich dann aber schrittweise auf andere Lerninhalte aus. Dieses Prinzip bleibt bestehen, aber das zentrale Element ist, der Lehrkraft die Arbeit zu erleichtern.

Hörübungen und Lieder sind unter anderem Teil der praxisorientierten Einheiten von «Allegro».

Werden die Lehrkräfte eine fundiertere musikalische Ausbildung erhalten?

Natürlich. Die Einführung dieses neuen Modells wird von einer Ausbildung für Lehrkräfte begleitet, die auf die Bedürfnisse jeder einzelnen Person zugeschnitten ist. Es handelt sich also keineswegs um einen «Pflichtkurs». Das Ziel ist, dass die Lehrkräfte Freude haben, Musik zu unterrichten, was aus didaktischer Sicht unabhängig vom Fach von entscheidender Bedeutung ist.

Gibt es ein Bestreben, das Interesse an der Musik so früh wie möglich zu wecken?

Die Kultur ist einer der Schwerpunkte des PER. Es geht also darum, über dieses Lehrmittel und durch andere kantonale Programme die Entdeckung der verschiedenen Arten von Musik aller Stilrichtungen anzuregen. Dies soll die Schülerinnen und Schüler stärker für die Existenz – und die Schönheit – der Musik sensibilisieren. Nicht zu vergessen ist dabei die soziale Rolle der Musik. Denn sie kann wirklich eine integrative und verbindende Funktion haben. «Allegro» dreht sich zwar um unsere eigene Kultur, aber bietet auch die Möglichkeit, sich für viele andere zu öffnen.

Welche Vorteile bietet diese Methode für die Blasmusik?

Zuerst werden den Schülerinnen und Schülern die verschiedenen Musikrichtungen vorgestellt, die es in der Schweizer Musikszene gibt. Ich komme auf die Schwerpunkte zurück: Das Singen und Begleiten mit Instrumenten sind zwei wichtige Schritte auf dem Weg, die Musik zu entdecken. Dieser praxisorientierte Ansatz trägt auch dazu bei, dass die Schülerinnen und Schüler ein Instrument erlernen möchten. Umso mehr, wenn der Musikverein im Dorf sein Instrumentarium vorstellt. Ziel ist es, die Lust am Musizieren zu wecken.

«Allegro» enthält auch einen Teil, der sich mit der Entdeckung von Ensembles unserer Musiklandschaft befasst.
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