Seit Beginn des Jahres vergeht kein Tag, an dem die Medien nicht über künstliche Intelligenz (KI) berichten. Der auf allen Plattformen verfügbare «ChatGPT» revolutioniert unseren Alltag. Er kann präzise Texte generieren, indem er einfache Fragen beantwortet. Diese Anwendung sorgt nicht nur in den kantonalen Bildungsdepartementen für Aufsehen, sondern in sämtlichen Tätigkeitsbereichen unserer Gesellschaft.
In der Musik entstand das erste computergenerierte Werk im Jahr 1955 in Illinois (USA). Verschiedenen Informatikquellen zufolge verband Pythagoras bereits im 6. Jh. v. Chr. Zahlen mit Noten. Im 17. und 18. Jh. verwendete Johann Sebastian Bach mathematische und geometrische Methoden für seine Kompositionen, und Mozart kombinierte zufällig mit Würfeln bestimmte Fragmente neu. Vor zwei Jahren vollendete die KI Beethovens zehnte Symphonie, indem sie sich der vom Meister hinterlassenen Skizzen bediente.
Wann wird ein Marsch oder eine Ouvertüre eines Komponisten fertiggestellt, dem die Inspiration fehlt? Oder wann entsteht das erste gross angelegte Plagiat durch ein vollständig computerbasiertes Werk? Bei grossen Plattenfirmen laufen derzeit mehrere Kompositionsexperimente in diese Richtung. Was ist der Schlüssel zum Erfolg? Natürlich das kommerzielle und finanzielle Potenzial und die damit verbundenen Urheberrechte. Und all das, ohne Musikerinnen oder Komponisten zu bezahlen.
Was wird aus uns Musikern? Werden wir durch die Technik ersetzt? Die Anfänge des Wandels sind mit der Einführung von Synthesizern, Drumcomputern und Tongestaltungsapplikationen bereits zu erkennen.
Die KI wird unsere Lebensweise, unsere Arbeit, unsere Freizeit und unseren Alltag verändern. Jeden Tag liefern wir – oft ohne, dass es uns bewusst ist – tausende von Informationen, welche die KI speichert und nutzt.
Es geht nicht darum, den Kopf in den Sand zu stecken, sondern zu definieren, wie weit wir bereit sind zu gehen, ohne das Eingreifen der KI zu bremsen. Wir müssen diesen Wandel akzeptieren, aber indem wir den grösstmöglichen Nutzen für unsere Vereine und Verbände daraus ziehen. Ausser Frage steht, dass wir dabei weder unsere Wurzeln und unser Kulturgut noch unsere Identität vergessen.
Die KI ist bereits im Alltag unserer Musikvereine angekommen. Software für die Kommunikation und das Marketing, für die Mitgliederverwaltung und zur Erstellung von Profilen für unser Publikum beweisen dies.
Lassen Sie uns die KI als Chance nutzen, um unsere Zuhörenden an uns zu binden, unseren Mitgliedern ein starkes Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln oder vermehrt per Livestreaming oder virtuell aufzutreten, wie es einige Museen oder Touristenorte tun.
Das Ziel davon? Unsere Welt einem grösseren Publikum näher zu bringen und dabei das Interesse an uns omnipräsenten Bläserinnen und Perkussionisten zu wecken.
Lassen Sie uns die KI-Kurve kriegen und bleiben wir am Steuer.