Im Rahmen des «Jahrs der Schweizer Literatur» gibt das Projektteam der SBV-Musikkommission Persönlichkeiten aus der Blasmusikwelt eine Carte blanche, damit sie uns ihre liebste Schweizer Komposition vorstellen können. Diesmal ist Hervé Grélat mit «Le Chant de l’Alpe» von Jean Balissat an der Reihe.
1977 geboren, erhält Hervé Grélat ein Diplom in Blasorchesterdirektion vom Konservatorium Lausanne, ein Lehrdiplom für Waldhorn vom Konservatorium La Chaux-de-Fonds und ein Diplom für Orchesterleitung von der Musikhochschule Zürich. Im Jahr 2003 holte er sich sowohl den zweiten Platz beim Europäischen Wettbewerb für junge Dirigenten in Bergen (NOR) als auch beim Schweizerischen Dirigentenwettbewerb Baden. Von 2013 bis 2019 unterrichtete er Dirigieren am Konservatorium Lausanne und wurde danach zum Dozenten für Blasmusikdirektion an der Hochschule Luzern ernannt. Von 2006 bis 2018 leitete er die Brass Band Luzern Land, die Nationale Jugend Brass Band und das Nationale Jugendblasorchester, die Blasorchester Aulos und Oberland Thun sowie das sinfonische Orchester «Variaton» Bern. Hervé Grélat ist Dirigent der Stadtmusik Luzern und des Berner Musikkollegiums. 2024 wird er die Leitung der Oberaargauer Brass Band übernehmen.
Hervé Grélat, warum dieses Werk?
Ich habe es 1994 beim Europäischen Brass Band Wettbewerb in Montreux entdeckt. Damals habe ich nicht alle Details erfasst, aber ich war fasziniert von den verschiedenen Stimmungen und den Klangfarben.
Was fasziniert Sie in musikalischer Hinsicht?
Ich fragte Jean Balissat, warum er den Anfang so geschrieben hatte. Seine Antwort: «Brass Bands sind bekannt dafür, Extreme auszuloten, in den Tempi als auch im Tonumfang. Ich wollte ihnen eine Einleitung ohne diese Schwierigkeiten bieten, um zu sehen, was sie daraus machen.» Genial! Besonders gut gefällt mir die Passage «Ranz des vaches» (Kuhherde), die von Vogelgezwitscher eingeleitet wird, verkörpert durch Triller und Läufe der Cornets. Dann setzen die Euphonien ein, die ein Alphornduo symbolisieren, und man taucht noch mehr in die Bergwelt ein, stimmungsvoll komponiert «à la Balissat».
Ist Jean Balissat auch ihr Lieblingskomponist?
Er ist einer meiner liebsten Schweizer Komponisten – aufgrund seiner einzigartigen musikalischen Ausdrucksweise. Und die Präsenz der Natur in einem grossen Teil seines Werks berührt mich sehr.

Le Chant de l’Alpe
- Komponist: Jean Balissat (1936–2007)
- Erscheinungsjahr: 1994
- Verlag: Studio Music