Im Rahmen des Jahrs der Schweizer Blasmusikliteratur erteilt das Projektteam der SBV-Musikkommission Blasmusikgrössen eine Carte blanche für ihre Schweizer Lieblingskomposition. Josef Gnos hat sich für Stephan Jaeggis «Festliche Ouverture» entschieden. Er war – nebst Tätigkeiten als Dirigent, Dozent und Abteilungsleiter an der Musikhochschule Luzern, Klarinettenlehrer, Experte, etc. – 37 Jahre lang Leiter der Musikschule Sarnen. Josef Gnos verrät uns, warum Jaeggis Werk für ihn so besonders ist.
«Ich konnte die Ouverture mehrmals mit dem Symphonischen Blasorchester Schweizer Armeespiel aufführen und auf der CD ‹amos_CONCERTO› einspielen», so Josef Gnos. «Jaeggi schrieb das Werk im Jahr 1935 mit 32 Jahren, als er noch auf der Suche nach seinem persönlichen Stil war. Es ist meines Erachtens stark beeinflusst von der Musik Antonín Dvořák.»
Was fasziniert Sie am Werk in musikalischer Hinsicht?
Die Ouverture ist ein dramatisches Werk absoluter Musik, mit zwei Themen und einer Durchführung, gesetzt in einer freien, klassisch-romantischen Sonatenform. Das Werk ist viel schwieriger aufzuführen als es sich anhört, da sich sowohl das Tempo als auch die Dynamik ständig verändern. Es fordert vom Dirigenten und den Musizierenden grosse Flexibilität, gute Technik und Gestaltungswillen. Meiner Meinung nach sollte das Stück in der Höchstklasse eingeteilt sein. Alle Register sind in jeder Beziehung stark gefordert. Diese Musik ist gleichermassen zeitgemäss wie unsterblich.
Ist Stephan Jaeggi auch Ihr Lieblingskomponist?
Ja, ich habe viele Werke von ihm aufgeführt, besonders die überragenden Märsche. Die «Festliche Ouvertüre» ist vielleicht die vitalste Komposition von Jaeggi – viel weniger melancholisch und depressiv als z. B. «Engiadina», die stark unter dem Einfluss des Krieges stand, oder etwa «Titanic», eine Programmmusik über das tragische Ereignis. Ich finde es schade, dass die Ouverture komplett aus dem Repertoire der grossen, leistungsfähigen Blasorchester der Schweiz verschwunden ist.
Festliche Ouverture
Komponist: Stephan Jaeggi (1903–1957)
Dauer: 9:50 Min.
Besetzung: Blasorchester
Verlag: De Haske