Die diesjährige 161. Delegiertenversammlung des Schweizer Blasmusikverbands fand im Centre Löwenberg in Murten statt. Der ausrichtende Freiburger Kantonal Musikverband spielte seine Rolle als Gastgeber ausgezeichnet. Alle Geschäfte wurden deutlich angenommen. Die ehemalige Präsidentin des Schweizer Brass Band Verbands Ariane Brun durfte einen SBV-Kristall für ihr grosses Engagement entgegennehmen.
Die La Lyre paroissiale de Courtion unter der musikalischen Leitung von Dominique Morel begrüsste die Delegierten am Samstag, 29. April mit ihren munteren Brass-Klängen zur Versammlung. Zum Einmarsch der Fahnen des Schweizer und des gastgebenden Freiburger Kantonal Musikverbands (FKMV) liess die Band die Brass-Version der Schweizer Nationalhymne erklingen. Die beiden Verbandspräsidentinnen, Luana Menoud-Baldi (SBV) und Laurence Guenat (FKMV), begleiteten den Einzug.
Anschliessend eröffneten Luana Menoud-Baldi und ihre Verbandsleitungskollegen die Versammlung wie gewohnt viersprachig. Erstmals in der 161-jährigen Geschichte des Schweizer Blasmusikverbands erfolgte eine Grussbotschaft per Video aus der Ferne.
«Musik hat die Kraft, Menschen zu verbinden»
Nationalratspräsident Martin Candinas begrüsste die Delegierten mit den Worten «Musik hat die Kraft, Menschen zu verbinden und Alltagssorgen vergessen zu lassen.» Er zog Parallelen zur Arbeit des Nationalratspräsidenten und der eines Dirigenten von einer Musikgesellschaft, die im Grunde gleich funktionierten. Beide lebten von den unterschiedlichen Charakteren und Generationen, die darin vertreten seien.
Diese Vielfalt sei nicht nur in der Musik, sondern auch in der Politik wichtig. Auch im Parlament könne nicht jeder die erste Geige spielen. Es brauche die stillen Schaffer im Hintergrund, die für den Rhythmus sorgten.
Unbestimmtes Ende
Als Nationalratspräsident habe er dafür zu sorgen, dass in der Musik der Demokratie alle Stimmen zu ihrem Recht kommen. Anstatt des Taktstocks diene ihm eine kleine Glocke als Hilfsmittel. Es gebe auch Unterschiede. So stehe beispielsweise der Ausgang eines «Stücks» in der Politik nicht von vornherein fest. Zum Schluss dankte er für den unermüdlichen Einsatz für die Musikverbände und -vereine in der ganzen Schweiz, wünschte eine harmonische DV und viel Freude mit der Musik.
Ein Choral zur Erinnerung
Nach der Begrüssung der Ehrenmitglieder und Ehrengäste durch die Präsidentin gedachte die Versammlung allen im letzten Jahr verstorbenen Musikantinnen und Musikanten. Während den besinnlichen Klängen der Brass Band aus Misery-Courtion waren die Gedanken bei den verstorbenen Kameraden – speziell bei Catherine Longchamps, der Frau von Ehrenmitglied Patrice Longchamps, und Elisabeth Rohner, der Frau des ehemaligen Verbandsleitungsmitglieds André Rohner.
Alle Geschäfte gutgeheissen
Nach einem letzten unterhaltsamen Stück, interpretiert durch die Lyre paroissiale de Courtion, leitete Luana Menoud-Baldi zu den statutarischen Traktanden über. Als Erstes gab sie den Austritt des Schweizerischen Militärmusikverbands, eines Partnerverbands des SBV, bekannt. Der Verein werde aufgelöst und das Vermögen dem SBV für die Jugendarbeit zur Verfügung gestellt, informierte sie. Anschliessend verlief die DV zügig, die statutarischen Traktanden wurden alle angenommen und es blieb genügend Zeit für weitere Grussbotschaften.
Grussbotschaften des Gastgeber-Kantons
Zwei weitere Grussbotschaften aus der Politik zeugten von grosser Unterstützung und Wertschätzung für die Blasmusik. Die Freiburger Grossratspräsidentin Nadia Savary und die für kulturelle Angelegenheiten zuständige Staatsrätin Sylvie Bonvin-Sansonnens betonten die kulturelle Bedeutung der Blasmusik und die positive Auswirkung auf das Leben der Menschen. Frau Savary unterstrich, dass Musikvereine ebenso zum kulturellen Erbe des Kantons gehörten wie das Fondue. Zudem sei die Jugend unsere Stärke von Morgen. Dies habe sie bei einem Konzert von einem Jugendlager erleben können und es habe ihr einen Moment des Glücks beschert. Weiter sprachen die beiden Politikerinnen über die aktuellen Kulturprojekte des Kantons Freiburg.
Begrüssung der gastgebenden Kantonalpräsidentin
Als nächstes kam Laurence Guenat ans Rednerpult, um sich im Namen des Gastgebers, des Freiburger Kantonal Musikverbands, zu bedanken und den FKMV mit seinen sieben Distrikten kurz zu porträtieren. Am Schluss der Versammlung dankte Luana Menoud-Baldi Laurence Guenat und Jean-Luc Pochon im Namen der Verbandsleitung mit einem Geschenk finanzieller Art für die Organisation und die damit verbundene Arbeit sowie für die herausragende Gastfreundschaft, welche die Delegierten in Murten geniessen durften.
Anpassung der Statuten vertagt
Bereits an den Mitgliederratskonferenzen im Oktober 2022 und März 2023 informierte die Verbandsleitung erstmals über die Revision der Mitgliedschaft. Trotz dieser Diskussionen und weiteren Gesprächen mit Kantonalverbänden zwischen der letzten Mitgliederratskonferenz und der DV, bei denen einige Anliegen geklärt werden konnten, gibt es immer noch offene Fragen.
«Deshalb schlägt die Verbandsleitung ein zweistufiges Vorgehen vor, um noch bestehende Unklarheiten in einer fundierten Diskussion mit den Mitgliederverbänden und ihren Delegierten zu diskutieren», erklärte die Verbandspräsidentin, und weiter: «Erstens beantragen wir, uns die Ermächtigung darüber zu erteilen, dass eine Teilrevision durchgeführt werden kann, und zweitens, dass die inhaltlichen Änderungen erst an der DV 2024 zur Abstimmung gelangen.» Diesen Vorschlag hiess die Versammlung anschliessend mit 117 zu 2 Stimmen gut.
Einsiedeln ist der nächste Austragungsort
Die nächste SBV-DV wird am 26./27. April 2024 in Einsiedeln stattfinden. Richard Mörgeli, Präsident des Schwyzer Kantonal Musikverbands, dankte den Freiburgern für die Durchführung. Ihre Organisation sei schwierig zu toppen, lobte er. In Einsiedeln werden die Delegierten die Gelegenheit haben, das Kloster oder das Dorf kennenzulernen und in den Genuss alter Musik kommen, warb er.
Dann trat Philippe Krüttli, Präsident des Verbands Musikschulen Schweiz, mit seiner Grussbotschaft ans Rednerpult. Musikvereine garantierten ein dynamisches sowie erfüllendes Umfeld, und unter anderem werden sich zahlreiche neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit ergeben, freute er sich.
Ein SBV-Kristall für die ehemalige SBBV-Präsidentin
Üblicherweise werden scheidende Präsidenten oder Präsidentinnen an den Delegiertenversammlungen des jeweiligen Mitgliederverbands mit einem SBV-Kristall geehrt. Bei Ariane Brun, der ehemaligen Präsidentin des Schweizerischen Brass Band Verbands, war dies nicht möglich, weshalb sie ihren Kristall an der DV des SBV in Empfang nehmen durfte.
SBV-Vizepräsident Hans Seeberger hielt die Laudatio für die leidenschaftliche Solo-Althornistin, die in der Brass Band Frohsinn Grosswangen musizierte und gleichzeitig Vize-Dirigentin ist.
Einfühlungsvermögen und Charisma
Es brauche viel Einfühlungsvermögen und Durchsetzungskraft, um einen Verband kompetent zu führen, idealerweise verbunden mit einem gewissen Charme, sinnierte Seeberger. All diese Eigenschaften besitze Ariane, und dank ihrem Charisma sei es ihr immer wieder gelungen, die Menschen mitzureissen und zu begeistern. Er dankte ihr im Namen aller Schweizer Musikantinnen und Musikanten für ihr grosses Engagement für die Brass Bands sowie für die gute Zusammenarbeit mit dem SBV.
Geniessen anstatt arbeiten
Auch der ehemalige Verbandssekretär Norbert Kappeler besuchte die Delegiertenversammlung. Er konnte sie heuer erstmals ohne Stress und Hektik geniessen. Luana Menoud-Baldi bedankte sich bei ihm mit einem Blumenstrauss für seine langjährige, treue Arbeit.
Auch René Wirz, Co-Vizepräsident der Schweizerischen Chorvereinigung, und Oberst Philipp Wagner, Kommandant Kompetenzzentrum Militärmusik, liessen es sich nicht nehmen, als musikalische Partner einige Worte an die Versammlung zu richten.
Präsenz markieren!
Philipp Wagner wies auf die vom Zürcher Blasmusikverband durchgeführte repräsentative Online-Umfrage 2023 hin, an der 1000 Personen teilgenommen hatten. Sie liefere konkrete Aussagen, die viel Stoff zur Bearbeitung bieten. Interessant sei die differenzierte Auswertung, dass die Generation Z die Marschmusik als interessanter bewertete als die älteren Generationen.
Weiter wies er daraufhin, dass jährlich 150 junge Schweizerinnen und Schweizer für die Rekrutenschule in der Militärmusik ausgehoben werden könnten: «Dies haben wir schon länger nicht mehr geschafft», stellte er fest. Deshalb sei «mehr Präsenz markieren» – z.B. mittels Gratiskonzerten – das Motto und gleichzeitig die Aufgabe der Schweizer Militärmusik, die als Bindeglied zwischen der Bevölkerung und der Armee fungiere.
Es lebe die Blasmusik!
Mit den Worten «Viva la Musica! Vive la Musique à Vent! Viva la musica instrumentala! Es lebe die Blasmusik!», schloss Verbandspräsidentin Luana Menoud-Baldi kurz vor Mittag die Versammlung und lud zum Apéro riche ein.