Die Musikgesellschaft Niederhasli konzertierte in Deutschland mit zwei anderen Orchestern unter anderem im Kölner Dom: Ein Erlebnis voller Emotionen, das noch lange nachhallt.
Ein Auftritt im Kölner Dom und einer in der Kleinstadt Wissen gut eine Autostunde von Köln entfernt, und das mit zwei anderen Orchestern zusammen – den German Winds aus Deutschland und den Northumbrian Winds aus England: Was die Musikgesellschaft Niederhasli (MGN) aus dem Zürcher Unterland hinter sich hat, war keine klassische Musikreise. Sondern ein prägendes Erlebnis, von dem der Verein in musikalischer und kameradschaftlicher Hinsicht noch lange profitieren dürfte.
Ein Dorfverein unter Profis
Schon vor den Sommerferien begann MGN-Dirigent Roberto Cereghetti mit spezifischen Proben; nach den Ferien ging es lediglich noch um den Feinschliff, und das in einer ungewohnten Besetzung. Längst nicht allen der derzeit 58 Aktivmitglieder war die Teilnahme an der dreitägigen Reise möglich. Ein 43-köpfiges Orchester machte sich am 8. September auf den Weg.
Bereits am Abend nach der Anreise stand die erste Probe mit den anderen Orchestern an. Das Kulturwerk in Wissen, eine zum Eventlokal umgebaute alte Industriehalle, war mit den Flaggen der beteiligten Länder geschmückt.
Und spätestens als die Niederhasler ihre Kollegen aus Deutschland und England erstmals hörten wurde klar: Das sind Projektorchester, deren Reihen mit Profis gespickt sind. Die MGN hingegen reiste als Zweitklass-Dorfverein an, der mit vier Aushilfen nur die grössten Löcher stopfte und sich nicht künstlich verstärkte. Ein Amateurteam trifft auf eine Nationalmannschaft. Um in diesem Umfeld nicht abzufallen, würde es eine Topleistung von allen brauchen.
Gänsehaut und feuchte Augen im Dom
Diese lieferten die Niederhasler ab und erlebten ein Wochenende voller grosser Emotionen. Als die MGN am Samstag den Kölner Dom betrat, war die Anspannung greifbar. Sie sorgte bei der Vorprobe da und dort für ziemlich zittrige Hände. Doch Dirigent Roberto Cereghetti hatte seine Musikerinnen und Musiker optimal vorbereitet und strahlte auch jene Ruhe aus, die das Orchester in diesem Moment brauchte.

Die MGN spielte während der Messe im Dom Georg Friedrich Händels «Hallelujah» und «Panis Angelicus» von César Franck – und zusammen mit den anderen beiden Orchestern «Highland Cathedral».
Niederhasli begeistert das Publikum und die Profis
In Erinnerung bleiben wird den Niederhaslern auch das Konzert vom Sonntag in Wissen. Als Europäisches Orchesterfestival wurde es vermarktet, es gab Grussbotschaften von Politikern und Würdenträgern, die Nationalhymnen wurden gespielt – und ein Vertreter des Schweizer Generalkonsulats sass auf den Zuschauerrängen.
Die MGN spielte die «Welcome Overture» von Otto. M. Schwarz, «Flashing Winds» von Jan Van der Roost, «Wings To Fly» von Thomas Doss und als Zugabe den «Iris Blues» von Günter Noris. Für den gelungenen Auftritt gab es Komplimente aus dem Publikum und von beiden anderen Orchestern.
Bleibende Emotionen und bevorstehende Adventskonzerte
Unterdessen ist die MGN längst wieder im Alltag angekommen und bereitet die Adventskonzerte vom 9. und 10. Dezember vor. Doch die Reise nach Köln hallt noch immer nach. Aus dem üblichen Jahresprogramm-Trott auszubrechen, die heimische Region einmal zu verlassen und mit ausländischen Orchestern Kontakte zu knüpfen – solche Projekte können einem Verein einen nachhaltigen Schub verleihen. In Zeiten, in denen sich die Szene um ihre Zukunft sorgt, ist das von unschätzbarem Wert.