Ein Hauch von Frühling

Porträt Lara Bergliaffa

Liebe Leserin, lieber Leser

Nach allen Streichen, die uns das Wetter in letzter Zeit gespielt hat, hoffe ich, dass der Frühling endlich definitiv da ist, wenn Sie dieses Editorial lesen. Denn der Frühling ist die Zeit des Jahres, in der wir uns energiegeladen und bereit fühlen, eine dunkle Jahreszeit hinter uns zu lassen und uns neuen Dingen zu stellen.

Auch wenn Frühlingstemperaturen im Moment noch Wunschdenken sind, so glaube ich, sagen zu können, dass hingegen die Blasmusikszene bereits einen Frühling erlebt. Nachdem die finanzielle Lage lange schwierig war, so dass es verschwenderisch schien, an die Kultur zu denken, und mit der zusätzlichen Belastung durch die Pandemie, befinden wir uns endlich in einer Zeit, die viele Türen für eine vielversprechende Zukunft zu öffnen verspricht.

Die Pandemie hatte auch eine positive Auswirkung: Sie hat der Politik nicht nur vor Augen geführt, dass Kultur ein Grundrecht des Menschen ist, sondern auch, dass nicht nur Profis, sondern wir alle, Protagonisten der Kultur sind. Denn die Unterstützung der «Grossen» in der Kultur ist von zentraler Bedeutung, aber genauso wichtig ist die Unterstützung der «Kleinen», derjenigen, die Kulturevents besuchen und die Kultur auf Amateurebene praktizieren, denn sie sind das Publikum der «Grossen». Musikalisch ausgedrückt: Ein renommiertes Sinfonieorchester ist ein solches, weil es sich aus hervorragenden Musikern zusammensetzt, mit Dirigenten von grosser schöpferischer Tiefe zusammenarbeitet und eine finanzielle Unterstützung geniesst, die es ihm ermöglicht, interessante Projekte zu verwirklichen. Aber ohne Zuhörende kann es nicht existieren. Ein Orchester kann nicht für sich selbst spielen, es braucht ein Publikum.

Und wer sind diese Zuhörer? In erster Linie sind es Menschen, die in ihrer Freizeit Musik machen, die ein Instrument spielen und wissen, was Musizierende auf der Bühne erleben, die gelernt haben, wie ein musikalischer Kontext aufgebaut ist, die den Stücken, die sie hören, folgen und sie schätzen können; die wissen, dass musikalische Erlebnisse, ob als Interpret oder Zuhörerin, unsere Emotionen bewegen und uns ein gutes Gefühl geben. Diejenigen, die in ihrem Alltag keinen direkten Kontakt zur Musik haben, werden sich kaum die Zeit nehmen, in einen Konzertsaal zu gehen. Nur wenn Profis und Amateure nebeneinander existieren, kann ein fruchtbarer Boden für ein erfülltes und befriedigendes Musikleben für alle geschaffen werden. So oder ähnlich funktionieren auch anderen Kulturbereiche.

Die Politik und die Wirtschaft haben dieses Zusammenspiel verstanden und beginnen, wenn auch langsam, es zu fördern. Für uns bedeutet das zum Beispiel einen vermehrten Austausch zwischen der Blasmusikwelt und der SRG, eine verstärkte Zusammenarbeit mit anderen Akteuren der Amateurszene und die Schaffung besserer Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Zukunft. Unser Frühling spriesst, vielleicht langsam, aber wir sind zuversichtlich: Er ist da.

Porträt Lara Bergliaffa
Lara Bergliaffa ist die italienisch-sprachige Redaktorin von «unisono».
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