MAESTRO Mai 2024

Atempause

«Ist die Dirigentin, der Dirigent da vorne nötig?»

Immer wieder kommen mir Konzertprogramme zu Gesicht, die wohl mit einem schmissigen Titel und mit einer im besten Fall gelungenen und kreativen Grafik auf den musikalischen Höhepunkt der Saison aufmerksam machen, aber auf denen ich den Namen der Dirigentin oder des Dirigenten nicht finden kann, oder allenfalls kleingedruckt in der allgemeinen Besetzungsliste.

Es geht nicht darum, einen Starkult zu pflegen oder das Ego der musikalisch hauptverantwortlichen Person des Abends zu hätscheln: Ich erinnere mich an Plattencovers der siebziger Jahre, auf denen der Name des Dirigenten grösser abgedruckt war als der Name des Komponisten oder des Werks.

Nein, es geht darum, die Wertschätzung der Arbeit derjenigen Person abzubilden, welche jahraus, jahrein mit Fachwissen, Hingabe, Einsatzbereitschaft, Führungsqualitäten und Leidenschaft dieses beworbene Produkt, das Konzert, erst ermöglicht. Und auch noch die volle musikalische Verantwortung dafür übernimmt. Diese Position ist somit exponiert, und deshalb eine Besondere. Dieses Besondere hat es verdient, auf einem Programm erwähnt zu werden, bei aller Bescheidenheit, durch die sich die überwiegende Mehrheit meiner Kolleginnen und Kollegen auszeichnet.

Liebe Programmgestalterinnen und Programmgestalter: Auf die erste Seite gehören nebst dem Vereinsnamen, dem Konzerttitel, Ort und Zeit und den Sponsoren auch die Namen derjenigen, die euch so weit gebracht haben, voller Stolz Interpretationen darbieten zu können, welche die Zuhörerschaft im Innersten berühren.

Ernst May

Carte Blanche

Was darf Kultur kosten?

Eine provokative Frage … aber genau darüber debattiert das Schweizer Parlament dieses Jahr. Als «Wegweiser», wohin es mit der Kultur gehen soll, dient die Kulturbotschaft, die alle vier Jahre neu geschrieben wird. Die Branchenverbände werden jeweils eingeladen, sich zum Entwurf zu äussern. Der Schweizer Musikrat hat dazu alle seine Mitgliedsverbände befragt und deren Meinungen in die Vernehmlassungsantwort einfliessen lassen. Der Tenor war klar: Keinesfalls dürfen Mittel gestrichen werden, im Gegenteil: Die Ansprüche an die Qualität werden höher, die Anforderungen grösser, also braucht es mehr Geld.

Die Antwort des Bundesrats traf am 1. März 2024 ein: Nach ihm würde es weder eine Erhöhung noch einen Teuerungsausgleich beim Kulturbudget geben. Im Detail wird darüber in den zuständigen Kommissionen diskutiert, insbesondere in der WBK (Wissenschaft, Bildung und Kultur). Bei den Beratungen in diesen Kommissionen werden üblicherweise Fachpersonen zur Anhörung hinzugezogen. Der Schweizer Musikrat erhielt auch eine Einladung zum Thema «digitale Transformation im Kulturbereich»: Während exakt fünf Minuten durfte er die Argumente darlegen, warum digitale Angebote im Kulturbereich kostspielig in der Herstellung sind und höchstens als Ergänzung zum «Live»-Angebot dienen. Und für ein paar weitere, hoffentlich überzeugende Argumente hat es in diesen fünf Minuten auch noch gereicht. «Fingers crossed»!

Foto: SRG-SSR Luca Gisler

Verband

Die Reihe «Eine Probe mit…» läuft wieder. Nutzen Sie die Gelegenheit, bei einer Probe eines Kollegen dabei zu sein.

Im September lädt der BDV zu seinem nächsten Kongress ein. Dieser wird im Zentrum Südpol, Kriens stattfinden. Die Einladung wird in diesen Tagen bei Ihnen eintreffen. Sie können sich schriftlich oder via Homepage anmelden. Nutzen Sie die Gelegenheit, interessante Inputs zu erhalten und den kollegialen Austausch zu pflegen. Weitere Informationen dazu finden Sie auch auf der übernächsten Seite.