Am Samstag, 2. Dezember, haben sich die Delegierten des Thurgauer Kantonal Musikverbandes (TKMV) zur jährlichen Versammlung in Matzingen getroffen. Hauptpunkt an der Versammlung war die Wahl eines neuen Präsidenten.
Nach dem Rücktritt von Präsidentin Ruth Gubler hat sich der bisherige Vizepräsident Christian Maeder bereit erklärt, die Aufgaben des Präsidiums zu übernehmen. Er wird jedoch die repräsentativen Aufgaben nicht im gleichen Umfang wie Ruth Gubler wahrnehmen können. Zwei mögliche Lösungsvarianten werden an der Präsidenten- und Dirigentenkonferenz im April 2024 diskutiert.
Übergangslösung für Kassier
Das Amt des Kassiers steht nach dem Rücktritt von Urs Rechsteiner noch ohne Nachfolge da. Eine Übergangslösung für 2024 ist sichergestellt. Dies ermöglicht das Aufsetzen einer nachhaltigen Lösung ab der DV 2024.
Zum letzten Mal präsentierte Urs Rechsteiner die Rechnung des TKMV. Diese schloss mit einem Verlust von knapp 4500 Franken und wies ein Eigenkapital von rund 48 000 Franken aus. Die Delegierten hiessen die Rechnung gut und verdankten Rechsteiners Arbeit im Verband.
1. Thurgauer Jugendmusiktag Aadorf 2024
Nebst der Präsidentenwahl hatte der erste Thurgauer Jugendmusiktag in Aadorf einen wichtigen Platz an der DV. Vorstandsmitglied Tina Egger vom Ressort Jugend/Organisation stellte die wichtigsten Eckpunkte vor. Bereits haben sich mehrere Jugendformationen angemeldet und die Vorbereitungen für den Anlass am 25. Mai 2024 laufen auf Hochtouren.
Der organisierende Verein, die Musikgesellschaft Aadorf, feiert im kommenden Jahr sein 125-jähriges Bestehen und verbindet dies mit dem Jugendmusiktag Thurgau.
Abschlussinterview mit der scheidenden TKMV-Präsidentin Ruth Gubler
Sie waren acht Jahre Präsidentin des TKMV, was bleibt Ihnen als schönste Erinnerung?
Das ist schwierig, ich habe sehr viele schöne Erinnerungen. Die aktuell stärkste ist sicherlich der Festakt nach dem Kantonalen Musikfest in Märstetten im Juni 2023. Die Freude und das Fahnenmeer berühren mich immer besonders.
Inwiefern haben Sie persönlich von dieser Aufgabe profitiert?
Ich habe Selbstsicherheit bei Auftritten dazugewonnen. Zudem kenne ich den Kanton jetzt wie meine Westentasche (lacht). Ich habe in der Sozialkompetenz, der Kompromissfähigkeit und der Solidarität dazugelernt. Es war eine sehr spannende und lehrreiche Zeit.
Welche Ziele konnten Sie in ihrer Amtszeit anpacken und umsetzen?
Die neuen Statuten des TKMV, Revisionen der beiden kantonalen Musikfeste sowie die Einführung der Geschäftsstelle mit Marco Weber. Besonders gefreut hat mich die Erhöhung des Staatsbeitrag des Kantons um 10 000 Franken. Mein Traum – den ich als Präsidentin seit Jahren verfolge – wird 2024 mit der Durchführung des ersten Kantonalen Jugendmusiktags in Aadorf in Erfüllung gehen.
Wo sehen Sie die schönen Seiten des TKMV-Präsidiums?
Das Netzwerk, das man in der Blasmusikszene, aber auch in der Politik knüpfen kann. Die zahlreichen Einladungen an andere Verbandsfeste oder Veranstaltungen haben mir viele spannende Einblicke gewährt.
Was sind die weniger schönen Seiten dieses Amts?
Auffangbecken für jegliche Kritik zu sein, hat mir manchmal zu schaffen gemacht.
Was hat Ihnen in Ihrer Amtszeit Sorgen bereitet?
Corona. Das war wirklich eine ausserordentlich schwierige Situation für uns alle. Auch der Nachwuchs bereitet mir Sorgen: Immer weniger Kinder wollen ein Blasinstrument erlernen. Entsprechend leiden die Vereine darunter. Es ist wird schwieriger, Ämter zu besetzen – nicht nur im Verband, auch die Vereine haben Mühe, die Chargen intern zu verteilen. Es möchte niemand mehr Verantwortung übernehmen.
Was sind die Gründe für den frühzeitigen Rücktritt?
Grundsätzlich kann man sagen, dass es körperliche Symptome wie Bluthochdruck waren, die mir gezeigt haben, dass ich zu viel Stress habe. Mir sind viele Dinge wichtig in meinem Leben: Natürlich die Musik, aber auch meine Familie, die Enkelkinder, mein Beruf und meine Gesundheit. Ich habe gespürt, dass die Belastung zu gross für mich ist und ich etwas ändern muss. Es braucht Mut, die Entscheidung zu treffen, ein liebgewonnenes Amt abzugeben, obwohl man mit den Kräften noch nicht vollkommen am Ende ist.
Ursprünglich haben Sie sich vorgenommen, zehn Jahre im Amt zu bleiben.
Ich kenne mich und weiss, dass ich keine halben Sachen mache. Entweder ganz oder gar nicht. Für mich war es daher keine Option, zwei Jahre länger im Amt zu bleiben, nur weil ich mir mal vorgenommen habe, zehn Jahre Präsidentin des TKMV zu sein. Es wäre nicht besser geworden und meine Gesundheit geht vor. Ich will nicht erst gehen, wenn es zu spät ist, sondern mit gutem Gewissen und genügend Kraft für alles Schöne in meinem Leben.
Die Delegierten des TKMV haben Christian Maeder zu Ihrem Nachfolger gewählt. Was wünschen Sie ihm?
Dass er die Arbeit im Amt mit Herzblut ausführen kann und immer ein offenes Ohr für die Musikantinnen und Musikanten hat. Ich wünsche ihm, dass es ihm gelingt, das Amt mit eigenen Ideen auszufüllen.
Was wünschen Sie sich für die Thurgauer Blasmusik?
Dass die Vereine mutiger werden, auch offen sind für Neues und sich für Junge oder Neumitglieder attraktiv zeigen. Denn Blasmusik ist das schönste Hobby überhaupt! Ich wünsche mir mehr Präsenz für die Blasmusik in allen Bereichen. Wir sollten stolz sein auf unser Hobby und unsere lebendige Vereinslandschaft, und Sorge dazu tragen.
Ihr Schlusswort.
Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich unterstützt haben. Dazu gehören an erster Stelle meine Familie und alle aktiven und ehemaligen TKMV-Kolleginnen und -Kollegen. Sie haben mich mit vielen guten Ideen, ihrem Engagement und ihrem Pflichtbewusstsein begleitet. Es war eine grosse Entlastung für mich, ein so gutes Team im Rücken zu wissen.
Ich habe auch den Austausch mit zahlreichen Thurgauer Politikerinnen und Politikern sowie Amtsvertretern des Departements für Erziehung und Kultur sehr geschätzt und durfte grosse Unterstützung erfahren. Danke auch an alle, die ich jetzt vielleicht vergessen habe – nur gemeinsam sind wir stark, nur gemeinsam können wir Grosses erreichen.