Liebe Leserin, lieber Leser
«Die Welt ist voller Musik – man muss ihr nur den nötigen Raum geben». Mir als Präsidentin des Schweizer Musikrates gefällt das Zitat. Es ist doch genau so! Die Welt ist voller Blasmusik. Blasmusik, die oft auch von Amateuren gespielt wird und deshalb so populär ist. Blasmusik dort, wo Vielfalt, Tradition und Moderne gelebt und gepflegt werden und nebeneinander Platz haben. Blasmusik kann alle Altersklassen begeistern.
Deshalb besuche ich – wenn es die Agenda erlaubt – gerne Konzerte. Seien es Auftritte «meiner» Stadtmusik, wo ich sehe, was eine gute Dirigentin ausmacht, seien es Konzerte der Militärmusik oder auch mal als Zuschauerin bei einem Wettbewerb. Ich weiss aber auch, dass was eigentlich fast alle umtreibt, die mit Musik zu tun haben, auch vor der Blasmusik nicht Halt macht. Stichworte sind: Nachwuchs, Dirigentinnen und Dirigenten, Übungslokale, das liebe Geld.
Damit sich die Herausforderungen nicht weiter zuspitzen braucht Musik grundsätzlich Ideen, Sichtbarkeit und Hörbarkeit. Ideen wie zum Beispiel die Bläserklassen, die Kinder begeistern. Sichtbarkeit durch Konzerte und Wettbewerbe. Hörbarkeit vor allem durch das Radio. Deshalb müssen wir alles unternehmen, dass die Gelder für die SRG nicht gekürzt werden. Dabei ist auch der bundesrätliche Vorschlag nur weniger schlecht, oder ich wage sogar zu sagen weniger verwerflich als die sogenannte Halbierungsinitiative, die auf die Radio- und TV-Gebühren schon wieder einen Angriff lanciert hat.
Tragisch finde ich auch, dass es Gruppierungen wie z.B. die «Aktion Medienfreiheit» gibt, die unter diesem Titel vor allem die SRG im Visier hat. Bezeichnend auch, dass zum Teil die gleichen Köpfe in verschiedenen Gremien anzutreffen sind. Also andere Gremien-Namen, zum Teil gleiche Köpfe und ein Ziel: Schwächung der SRG. Doch wir wissen, dass vor allem die SRG dafür sorgt, dass am Radio auch Amateurmusik gespielt wird. Deshalb: Wenn wir Musik, Blasmusik lieben, dann können wir, und natürlich auch ich als Präsidentin des Schweizer Musikrates, nicht apolitisch sein.
Oft ist es relativ einfach, die eigene Gemeinde von der Wichtigkeit der örtlichen Blasmusik zu überzeugen. Das genügt aber leider nicht. Aus diesem Grund sind eben Verbände wichtig, wie euer Verband, der Schweizer Blasmusikverband oder eine Dachorganisation wie der Schweizer Musikrat. Der Schweizer Musikrat trifft sich auch jährlich mit dem Deutschen und Oesterreichischen Musikrat. Die Herausforderungen und Probleme ähneln sich doch sehr.
Schauen wir also – jeder kann das hervorragend von seinem Platz aus – dass die Welt voller Musik bleibt. Schauen wir, dass die Musik genügend Raum hat. Und wehren wir uns gegen alles, was diesen Raum kleiner und enger werden lässt.