Hühnerhaut-Momente in der Musik

Porträt Karin Wäfler s/w
Karin Wäfler ist Dirigentin und Kulturmanagerin. Sie bereitet ihre Partituren akribisch vor. Damit besondere Erlebnisse entstehen, braucht es Engagement von Verein und Dirigent.

Die Abwechslung macht es aus. Karin Wäfler schätzt die musikalische Tätigkeit als Dirigentin, kombiniert mit der administrativen Arbeit in der Künstleragentur 432 Hz. Der Frau, die sich bereits als 15-Jährige gefragt hat, wie man Dirigentin wird, machen beide Bereiche viel Spass. Am Mittagstisch verwies ihr Vater, seinerseits Musikant, auf die Kurse der Kantonalverbände.

Rasch merkte Karin Wäfler, wie cool das Dirigieren ist – und so ging es die Leiter hinauf bis zuletzt zur Jurorinnenausbildung in Trossingen und einem Meisterkurs in Los Angeles. Das Studium bezeichnet sie als sehr gute Basis. In der letzten Zeit hat sie aber gespürt, dass die Berufserfahrung nicht in zwei Jahren gesammelt ist, und dass es, wie in jedem anderen Beruf auch, nach der Lehre «noch nicht fertig ist».

Es braucht Engagement vom Verein

Erfahrungen sollen helfen, abwechslungsreiche Proben zu gestalten und musikalisch weiterzukommen. Dieser Weg sei für eine Dirigentin nie fertig, ist sie überzeugt und denkt dabei unter anderem an die menschliche Seite oder an «das, was musikalisch zwischen den Zeilen steht».

Wie es weitergeht? Das weiss sie selb nicht. Träume gibt es – «aber dafür habe ich noch Zeit», so Wäfler. Vorerst schätzt sie die sehr gute Basis mit ihren Vereinen Triengen und St. Urban. Die geben ihr nämlich, was ihr wichtig ist: «Engagement von Seiten des Vereins». Die Dirigentin darf nicht die einzige Lokomotive sein. Sonst scheitert sie an der Konsumhaltung des Vereins. Es brauche Denkanstösse und Rückmeldungen der Mitglieder, so Wäfler.

Zudem müsse ein Verein – unabhängig von der Stärkeklasse – einen gewissen Anspruch an die musikalische Qualität haben. Da bleibt kein Platz für Bremsklötze: Wenn Leute bewusst gegen den Verein arbeiten, wird es schwierig.

In ihren Verein hat sie dagegen versierte, kreative und aktive Musikkommissionen im Rücken – auch wenn der Stichentscheid bei der Literaturauswahl letztlich bei ihr liegt. Sie selbst wäre beispielsweise nie auf die Idee gekommen, Michael Jackson ein Konzert zu widmen. In Triengen konnte die Muko sie überzeugen und die Aufgabe war nun, möglichst gute Arrangements zu finden und daraus ein abwechslungsreiches Programm zusammenzustellen.

So entstehen immer wieder besondere Erlebnisse: Gerne denkt Karin Wäfler an die ersten Proben mit einem eigenen Verein oder an das erste Jahreskonzert zurück. In Erinnerung bleiben aber auch schöne Momente wie der Vier-Tage-Marsch in Nijmegen mit dem Spiel der Luzerner Polizei (dieses Jahr ist sie mit St. Urban wieder dabei). Hühnerhaut-Momente sind an jeder Probe, jedem Konzert wie an einem Wettbewerb möglich.

Ein neues Projekt

Vielleicht gibt es sie wieder im November in Triengen und im Januar in St. Urban. Angesagt sind da die Uraufführungen der Musikzauberfee Cantabile von Evi Güdel-Tanner, die eine weitere Figur erschaffen hat, die Kinder für die Musik begeistern kann. Denn wenn niemand mehr musiziert, geht die Musik verloren.

Damit es zu Hühnerhaut-Momenten kommt, braucht es bei Karin Wäfler eine intensive Vorbereitung. Am meisten Zeit benötigt sie jeweils für das Partiturstudium, «da ich sehr genau unterwegs bin». Fast jeder Akkord wird analysiert, und sie geht auch bei der Artikulation tief ins Detail. So finden sich in ihren Partituren zeitweise fast mehr Post-it-Zettel als Noten …

Porträt Karin Wäfler
Karin Wäfler schätzt es, versierte und kreative Musikkommissionen im Rücken zu haben.

Persönliches

  • Alter: Karin Wäfler ist 1990 geboren und wohnt in Alpnach.
  • Instrument: Oboe
  • Vereine: Feldmusik Triengen, St. Urban, Dübendorf (befristet), Muko Aargauischer Musikverband
  • Kummerkasten: Wenn sie nicht weiterkommt, kann Karin Wäfler zwei Personen im nahen Umfeld kontaktieren.
  • Tipp: Singen – und Atemübungen in die Probe einbauen.
  • Ergänze: Eine Dirigentin muss fordernd sein, ohne den menschlichen Aspekt zu vergessen.
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