Internationale und nationale Bühnen für die Blasmusik

Sinfonics-Konzert an der BRAWO 2024
Im Geschäftsjahr 2024 des Schweizer Blasmusikverbands wurden Weichen gestellt: organisatorische wie finanzielle für Auftritte auf nationalem und internationalem Parkett.

Die beiden Mitglieder des Schweizer Blasmusikverbands (SBV) Peter Börlin und Markus Maurer, der Vizepräsident Hans Seeberger, der Leiter Finanzen Hanspeter Frischknecht und die Verbandspräsidentin Luana Menoud-Baldi blicken auf ihre Projekte 2024 zurück.

Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum

«Der SBV muss zu einem Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum für die Kantonalverbände, Vereine und jede einzelne Musikantin und jeden Musikanten werden», forderte Vizepräsident Hans Seeberger vor acht Jahren. «Dieses Ziel haben wir erst ansatzweise erreicht», stellt er fest. Er schreibe das Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum für die Blasmusik noch nicht ab, doch hänge dessen erfolgreiche Einrichtung von der zielorientierten Zusammenarbeit innerhalb der Verbandsleitung und der klaren Trennung von strategischen und operativen Geschäften in der Geschäftsstelle ab.

Die Kommission Angebote und Dienstleistungen (ADLKom) hat einen Infodesk geschaffen, der auch Best-Practice-Beispiele u.a. für die Mitgliederwerbung enthält. Der Infodesk ist zwar online, doch fehlen noch viele Inhalte. Mit Hilfe einer externen Beratungsfirma soll dies möglichst schnell optimiert werden.

European Championship for Wind Orchestras

Markus Maurer ist leider vor kurzem verstorben. Der Einblick in seinen Jahresbericht würdigt seine Arbeit: Das Treffen der Schweizer Amateur-Kulturverbände im Juli 2024 thematisierte die Kulturbotschaft 2025 bis 2028 und das Projekt Jugend und Musik. Luana Menoud-Baldi stellte das SBV-Projekt «Wahrnehmung Blasmusik» in Zusammenarbeit mit der SRG vor. Mit solchen verbandsübergreifenden Aktivitäten sollen wieder mehr Mitglieder motiviert werden, an diesem Treffen teilzunehmen, Synergien aktiv zu nutzen und Aufgaben gemeinsam anzugehen.

BOS am ECWO in Amiens (FR) 2023 Foto: zVg
Das Blasorchester Siebnen unter der Leitung von Blaise Héritier hat an der ECWO 2023 in Amiens (FR) den fünften Platz erreicht.

Als Mitglied des ECWO – European Championship for Wind Orchestras – hat der SBV den Zuschlag für die Durchführung der Europameisterschaft 2028 in der Schweiz erhalten. Geplant ist, sie am 10. und 11. Juni 2028 im KKL Luzern auszutragen. Voraussichtlich werden rund ein Dutzend Blasorchester aus ganz Europa teilnehmen und den Europameister unter sich küren. Die Teilnahme von Schweizer Blasorchestern ist erwünscht.

Verein ECWO

Die Aufgabe des international gemeinnützigen Vereins ist es, die Europameisterschaft für Blasorchester zu organisieren und dabei die Blasmusik und die mit ihr verbundenen Werte zu fördern. Begleitet wird die Meisterschaft von einem Kongress, an dem grenzüberschreitende blasmusikalische Themen diskutiert werden.

Antrag, den Mitgliederbeitrag zu erhöhen

Hanspeter Frischknecht, Leiter Finanzen, befasste sich im vergangenen Jahr hauptsächlich mit der von der Verbandsleitung angestrebten Anpassung der Verbandsfinanzierung. Eine tragfähige und zukunftsgerichtete Lösung verspricht laut Abklärungen das Modell «Abschaffung der Pflichtexemplare» zusammen mit der Integration des Kommunikationsbeitrags in den – um Fr. 1.50 erhöhten – Mitgliederbeitrag. Da die letzte Beitragserhöhung 2008 erfolgte, darf von einer eher moderaten Erhöhung gesprochen werden. Zudem hat es die Verbandsleitung in den vergangenen Jahren verstanden, die Kosten in verschiedensten Bereichen um mehr als 150’000 Franken zu reduzieren.

«Ich bin überzeugt, dass das beantragte Modell einfach und effizient umgesetzt werden kann, und mit der Vereinfachung auf einen Mitgliederbeitrag eine tragfähige und für alle transparente Lösung gefunden wird», so Hanspeter Frischknecht. Mit der Antragstellung an der Delegiertenversammlung 2025 zur Umstellung per 1. Januar 2026 soll genügend Zeit bleiben, um die damit verbundenen organisatorischen und finanziellen Anpassungen rechtzeitig anzugehen.

SBV-Messestand an der BRAWO 2024 Foto: Roger Stöckli, rsfilm.ch
Dem Knüpfen und Pflegen von internationalen Kontakten, wie hier an der BRAWO Messe 2024, will der SBV künftig mehr Aufmerksamkeit widmen.

Internationaler Auftritt an der BRAWO 2024

Weiter hat das Ressort Finanzen bei verschiedenen Themen wie der Finanzierung für die Zentren Blasmusik, den SWISS WINDBAND AWARD und den Auftritt an der BRAWO Blasmusikmesse in Stuttgart (D) mitgearbeitet. Letztere gestaltete sich mit dem ambitionierten Budget von 80’000 Franken herausfordernd. Dank grosszügiger Unterstützung der Pro Helvetia, der Fondation Suisa sowie der Stiftung Basel Tattoo gelang es dennoch.

«Sponsoren zu finden, die unseren Verband mit Geld unterstützen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Wir konnten aber mit Migrol eine Partnerschaft eingehen, von der nicht nur der Verband, sondern jeder Musikant und jede Musikantin profitieren kann», ergänzt Peter Börlin, Verantwortlicher Sponsoring und Veteranenwesen beim SBV.

«Die Änderungen auf der Geschäftsstelle waren vor allem beim Veteranenwesen spürbar, haben sich aber inzwischen eingespielt», weiss Börlin weiter. Leider gebe es immer noch Personen, die nicht im Hitobito erfasst sind, was die Überprüfung schwieriger und zeitraubender mache. Wann immer möglich sende der SBV Delegierte an die verschiedenen Veteranentagungen, um das Veteranenwesen zu unterstützen.

Neue Strategie 2025–2030

«Die Modernisierung unserer Angebote und Dienstleistungen und die Stärkung unserer Geschäftsstelle sind Ziele der Strategie 2020–2025, die wir noch nicht erreicht haben und denen wir weiterhin einen Teil unserer Anstrengungen widmen müssen», stellt Verbandspräsidentin Luana Menoud-Baldi fest.

Bevor sie die Struktur der neuen Strategie 2025–2030 festlegte, wollte die Verbandsleitung sicherstellen, dass die Stossrichtung stimmt, und machte eine Umfrage bei den Kantonalverbänden. Die Rückmeldungen waren ebenso interessant wie positiv und zeigten, dass die Strategie 20–25 in die richtige Richtung zielte und den Verband seinem Ideal näherbrachte.

«Daher wollen wir mit der Strategie 2025–2030 unsere Vision verwirklichen und den SBV zu einem anerkannten Kompetenzzentrum für Blasmusik in der Schweizer Kulturszene machen sowie der Blasmusikwelt die Ausstrahlung und Anerkennung verschaffen, die sie verdient», so die Verbandspräsidentin.

Protagonistinnen «Und wenn wir zusammen spielen würden» Foto: zVg
Innert drei Monaten lernen renommierte Künstlerinnen ein neues Instrument zu spielen, so der Aufhänger des Musikdokumentarfilms.

Jahr der Blasmusik 2024

Mit diesem landesweiten Projekt wollte die SRG SSR und der SBV das gegenseitige Wissen über die Blasmusik und das Fernsehen und Radio (SRF, RTS, RSI) vertiefen. Zusammen mit dem Team der nationalen Plattform IAF unter der Leitung von Jean-Marc Richard hat der SBV wichtige Projekte umgesetzt: Audio- und Videoaufnahmen an kantonalen Festen, SRF-Präsenz beim 100-Jahr-Jubiläum des St. Galler Kantonalverbands, Realisierung eines Musikdokumentarfilms «Wie wäre es, wenn wir zusammen spielen?» und ein Blasmusikfestival. Die SRG SSR machte dort Video- und Audioaufnahmen sowie Interviews von den sechs teilnehmenden Vereinen, die ab Dezember 2024 auf den vier nationalen Radiosendern ausgestrahlt wurden.

«Das EMF26 muss stattfinden!»

Der Rückzug des OK EMF Interlaken 2026 Ende November 2024 war für den SBV ein schwieriger Moment. Aber weder der Musikfest-Organisationsausschuss noch die Verbandsleitung hatten Zweifel: Das EMF muss 2026 stattfinden. Grosse Anstrengungen wurden unternommen, und genau drei Wochen später fand sich mit Biel/Bienne der neue Organisator.

Stadt Biel mit Bielersee im Vordergrund Foto: Mark Baumgartner
Das nächste Eidgenössische Musikfest findet in Biel/Bienne statt.

«Mein besonderer Dank gilt unserem Vizepräsidenten Michel Graf, der sich bei dieser neuen Organisation im Seeland als ‹Retter in der Not› betätigt hat. Wir freuen uns auf dieses Abenteuer in Biel/Bienne mit dem OK rund um Nadja Günthör», sagte Luana Menoud-Baldi und fügte abschliessend an: «Auf die Entwicklungsfähigkeit unserer Blasmusikszene bin ich besonders stolz und danke jeder und jedem für die Leidenschaft und das Engagement auf allen Ebenen – für die Kunst, die wir so sehr lieben.»

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