Interview mit Sandra Aerni Wyss

Porträt Sandra Wyss Aerni, Moderatorin Giada Marsadri und Mitorganisatorin Livia Bogenstätter (v.l.n.r.)
Anlässlich der nationalen J+M-Tagung in Bern hat sich unsere Redaktorin Lara Bergliaffa mit Sandra Aerni Wyss getroffen. Im Gespräch mit der Co-Leiterin der Geschäftsstelle J+M erfährt sie interessante Fakten zu Jugend und Musik.
Porträt Sandra Aerni Wyss
Im Gespräch mit Sandra Aerni Wyss, Co-Leiterin Geschäftsstelle J+M

Welche Bilanz kann J+M bisher ziehen?

Das Programm J+M befindet sich nun im achten Jahr seines Bestehens, seit sieben Jahren werden J+M-Leitende ausgebildet und die musikalische Aktivität von Kindern und Jugendlichen in J+M-Kursen und J+M-Lagern finanziell unterstützt. Wir haben bisher über 1800* Bewerbungen von Musikerinnen erhalten, die sich für eine J+M-Ausbildung beworben haben, davon sind über 1400 bereits ausgebildet und aktiv für das Programm J+M tätig. Insgesamt konnten in diesem Zeitraum rund 100’000 Kinder und Jugendliche an einem J+M-Angebot teilnehmen. Das Bundesamt für Kultur und wir von der Geschäftsstelle J+M freuen uns sehr über diese Entwicklung.

Wird das Programm in allen Regionen der Schweiz genutzt?

Das Programm wird rege genutzt, allerdings sind noch nicht alle Regionen der Schweiz gleich gut vertreten. Man sieht dies gut an den Zahlen: Die meisten J+M-Angebote werden in der Deutschschweiz durchgeführt (1131 J+M-Leitende), gefolgt von der Romandie (258 J+M-Leitende) und vom Tessin (44 J+M-Leitende). Aktuell laufen daher auch Bestrebungen, in der Romandie und im Tessin weitere interessierte Zielgruppen zu erreichen und für die Teilnahme am Programm J+M zu begeistern.

Wie viele der aktiven J+M-Leitenden haben eine Zulassung beim SBV?

Aktuell sind es 353 J+M-Leitende, die das Angebot gerne und aktiv nutzen, davon 251 aus der Deutschschweiz, 98 aus der Romandie und 4 aus dem Tessin.

Können Sie uns sagen, wie hoch der Anteil an Unterstützungsanfragen aus dem Blasmusikbereich ist?

Gerne. Seit 2018 werden die Dachorganisationen (Verbände) bei den eingehenden Gesuchen erfasst. Somit haben wir einen guten Überblick, welche Gesuche eingereicht und durchgeführt wurden. Über den Blasmusikverband wurden von 2018 bis Ende 2022 insgesamt 870 Gesuche für Kurse und 711 für Lager eingereicht. Durchgeführt und abgerechnet wurden 461 Kurse und 528 Lager. Während der Pandemie mussten leider viele bewilligte Angebote von den Organisatoren abgesagt werden und es wurden insgesamt mehr Kurse als Lager durchgeführt. Für den Unterschied zwischen der Anzahl der eingereichten und der durchgeführten Gesuche gibt es einige Gründe: Manche Gesuche mussten korrigiert und ein zweites Mal eingereicht werden, einige werden erst noch durchgeführt werden. Andere wurden z.B. wegen zu wenig Anmeldungen abgesagt oder gar nicht erst bewilligt, z.B. wenn der J+M-Leitende kein gültiges Zertifikat hatte oder das Gesuch zu spät einreichte.

Welche Weiterbildungsangebote können die J+M-Leitenden in Anspruch nehmen?

Wir haben beim Programm J+M ein sehr flexibles Weiterbildungskonzept, welches aus einem obligatorischen Teil (J+M-Netzwerktag) und einem Wahlpflichtteil besteht. Für den Wahlpflichtteil können spezifische J+M-Weiterbildungen besucht werden, die vom Programm J+M finanziell unterstützt werden. Dadurch profitieren die J+M-Leitenden von günstigeren Teilnehmerbeiträgen. Es dürfen aber auch individuell besuchte Weiterbildungen angerechnet werden, die in einem der anerkannten Bereiche besucht wurden (musikalisch-künstlerische Kompetenzen, pädagogisch-didaktische Kompetenzen, J+M-orientierte Projektorganisation Psychologie und Gesellschaft).

Können Sie uns konkrete Vorteile für die Blasmusikvereine aus dem J+M-Programm nennen?

Das Programm J+M ist in der Breitenförderung aktiv und möchte möglichst vielen Kindern und Jugendlichen den Zugang zur musikalischen Aktivität ermöglichen. Die Vereine können dabei gleich mehrfach profitieren: Zum einen erhalten sie über die aktiven J+M-Leitenden Unterstützungsbeiträge für J+M-Kurse und J+M-Lager für den eigenen Blasmusik-Nachwuchs (teilnahmeberechtigt an den J+M-Angeboten sind 4- bis 25-jährige Kinder und Jugendliche). Die Vereine können auch mit Hilfe von J+M-Schnupperkursen neue Teilnehmende rekrutieren. Zudem profitieren die Vereine indirekt auch vom J+M-Netzwerk, indem ihre musikalischen Leitenden mit J+M-Status die Aus- und Weiterbildung beim Programm J+M machen können und in einem regelmässigen Austausch mit anderen Musikerinnen und Musikern stehen können. So werden teilweise auch spannende spartenübergreifende musikalische Projekte initialisiert.

Wie sehen Ihre Aufgaben im Rahmen des J+M-Programms aus?

Aktuell habe ich zusammen mit Claudia Peter-Strausak die Co-Leitung der Geschäftsstelle des Programms J+M inne. Hier bin ich insbesondere für die Bereiche der Aus- und Weiterbildung, aber auch für die konzeptionelle Weiterentwicklung zuständig. Ich arbeite ebenfalls eng zusammen mit den J+M-Fachpersonen der nationalen Verbände. Für den nationalen J+M-Tag durfte ich zum Beispiel zusammen mit ihnen und weiteren Partnern (Hochschulen) das Programm der Workshops und Referate zusammenstellen – eine tolle Aufgabe! Zudem moderiere ich jeweils die Grundmodule und Netzwerktage und kenne daher fast alle J+M-Leitenden – was mich natürlich sehr freut.

*Alle im Interview genannten Zahlen beziehen sich auf das Reporting der Geschäftsstelle von Ende März 2023.

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