100 Jahre SGBV: Ein Weltrekord mit 8000 Musizierenden

Blick auf das Rheintal
Am 25. August wird der Rheindamm bei Montlingen zum Schauplatz eines spektakulären Unterfangens: Anlässlich seines 100-Jahr-Jubiläums stellt der St. Galler Blasmusikverband (SGBV) einen Weltrekord mit rund 8000 Musikantinnen und Musikanten auf.

Im Herbst 2022 hat die Rhätische Bahn (RhB) international von sich reden gemacht, indem sie mit einem 1910 Meter langen Zug im bündnerischen Alvaneu einfuhr und damit den aktuellen Weltrekord des längsten Personenzugs egalisierte. 45 Kilometer nordwestlich ist Roland Kohler in seinem Zuhause in Heiligkreuz von der Weltrekordidee angetan. Der Präsident des St. Galler Blasmusikverbandes (SGBV) adaptiert sie kurzerhand auf das anstehende 100-Jahr-Verbandsjubiläum, das in diesem Jahr nun mit viel Programm über die Bühne geht.

Keine Züge, dafür aber eine grosse Zahl an Musikantinnen und Musikanten sollen dafür beidseits des Rheins zu stehen kommen – und auf einer Länge von je rund vier Kilometern Schulter an Schulter eine Jubiläumskomposition intonieren.

Der Rhein ruft

Der Höhepunkt des SGBV-Jubiläumsjahres geht am Samstag, 25. August, diesseits und jenseits des Rheins über die Bühne. Dann nämlich ruft der SGBV zum «Weltrekord der Blasmusik» auf. Konkret stellen sich 8000 Musikantinnen und Musikanten des St. Galler und des Vorarlberger Blasmusikverbandes (VBV) in einer Reihe entlang beider Rheinufer auf und spielen Schulter an Schulter, auf einer Länge von je vier Kilometern, gemeinsam zwei Kompositionen. Eine davon ist der Marsch «Dir zum Gruss, Land Vorarlberg», mit dem die teilnehmenden Vereine östlich des Rheinufers gewürdigt werden.

Die zweite Komposition hat der St. Galler Verband eigens für sein Jubiläum beim bekannten Schweizer Komponisten Christoph Walter in Auftrag gegeben. Noch hat das rund dreiminütige Werk keinen Namen. Es vereint einen musikalischen Umriss des Rheinverlaufs von seiner Quelle im Bündnerland bis zur Mündung in den Bodensee mit dem festlichen und verbindenden Element des 100-Jahr-Jubiläums einerseits und des Weltrekords andererseits.

Über Kopfhörer mit Christoph Walter verbunden

Walter wird denn auch beim Weltrekord die musikalische Leitung innehaben. So wird er im Anschluss an den Vorarlberger Marsch, dirigiert von VBV-Landesstabführer Erik Brugger, auf der Koblacher Brücke bei Montlingen stehen und – flankiert von allen Vereins- und Verbandsfahnen – seine eigene Komposition dirigieren. Per Kopfhörer wird das Zusammenspiel mit anderen Dirigentinnen und Dirigenten koordiniert.

Mitmachen dürfen alle Musikantinnen und Musikanten, die in einer dem SGBV und dem VBV angegliederten Formation aktiv sind – egal ob Stammverein oder Nachwuchsformation. Zudem sind auch die Musikantinnen und Musikanten aus Liechtenstein und den Blasmusikverbänden der Bodensee-Region mit eingeladen.

Einem Manko entgegenwirken

Zwar wird der Weltrekord am Ende keinen Einzug ins Guinessbuch der Rekorde finden – dieses Unterfangen würde laut Kohler «das Kostendach einer Non-profit-Organisation wie dem SGBV sprengen». Mit einem Zertifikat dürfen die Teilnehmenden aber allemal rechnen. Ausserdem wird das Unterfangen am Rheinufer mit einem Filmteam und mehreren Drohnen aufgezeichnet und im bewegten Bild festgehalten.

Die generierten Videos sollen dabei nicht nur als schöne Erinnerung dienen, sondern auch auf allen möglichen digitalen Kanälen und sozialen Medien der involvierten Vereine und Verbände über die Schweizer Grenzen hinaus als Werbemittel eingesetzt werden – für die Verbände, für die Region und schliesslich für die Attraktivität der Blasmusik selbst. Wie Kohler feststellt, sinke nämlich deren breite Akzeptanz in Politik, Wirtschaft und der Bevölkerung. Kohler: «Mit gezielten Marketingaktivitäten wollen wir dem Manko entgegenwirken und die Wahrnehmung der Blasmusik steigern.»

Dieses Ansinnen unterstützt auch Ständerätin Esther Friedli (SVP, Ebnat-Kappel), die während des Jubiläumsjahrs offiziell als Patin des SGBV amtet und 2024 an verschiedenen Veranstaltungen ihre Aufwartung macht.

Jubiläumsaktivitäten des St. Galler Blasmusikverbands auf einen Blick

In seinem Jubiläumsjahr hat der St. Galler Blasmusikverband nebst regulären Aktivitäten auch spezielle Termine gesetzt – eine Übersicht:

  • 15.–20. April: Lager Blasorchester U18 mit Schlusskonzert in Grabs
  • 4. Mai: Übergabe der Kantonalfahne von der Musig Lenggenwil (Gastgeberin Kantonales Musikfest 2019) an die Musikgesellschaft Konkordia Mels (Gastgeberin Kantonales Musikfest 2024)
  • 14.–16. Juni: Kantonales Musikfest in Mels
  • 25. August: Weltrekord der Blasmusik
  • 25.–28. September: Lager Blasorchester 30Plus mit Schlusskonzert in Quarten
  • 17.–20. Oktober: Lager Blasorchester SGBV mit Schlusskonzert in Mels
  • 8. November: 100-Jahr-Jubiläumskonzert in Mels (Gemeinschaftskonzert Blasorchester U18, Blasorchester 30 Plus und Blasorchester SGBV)
  • 9. November: 100. Delegiertenversammlung in Mels

Vier Fragen an Roland Kohler

Roland Kohler (r.) am Diskutieren Foto: Franziska Dubach
Roland Kohler (r.) in einer Diskussion an einer SBV-Mitgliederratskonferenz

Der St. Galler Blasmusikverband feiert sein 100-Jähriges. Wie geht es dem Verband?

Dem Verband geht es gut. Der aktuell in der gesamten Blasmusikszene spürbare Rückgang von Musikantinnen und Musikanten hält sich im St. Galler Blasmusikverband in Grenzen. Doch gibt es Vereine, die es stärker trifft als andere. Das bedeutet, dass wir alle grosse Anstrengungen unternehmen müssen, um vermehrt Kinder für die Musik zu begeistern, Jugendliche vom Bleiben zu überzeugen und Erwachsene wieder zurückzugewinnen.

In Ihren Ausführungen zum Jubiläumsjahr tauchen immer wieder die drei «S» auf. Wofür stehen sie und warum wird ihnen diese tragende Rolle zugeschrieben?

Musikalisch Aktive sind sozial, stressfrei und schlau. Vielfach werden solche Adjektive für sportlich Aktive verwendet. Doch Studien belegen, dass gerade aktives Musizieren sich positiv auf die Entwicklung der Menschen auswirkt. Gemeinsames Musizieren bringt alle sozialen Schichten unserer Gesellschaft zusammen. Musik bildet das Gedächtnis, verbessert die Sprachfähigkeit und steigert die allgemeine Intelligenz.

Wie kam der Verband auf die Idee, einen Weltrekord auf die Beine zu stellen?

Mich faszinierte die Vorstellung, dass Musikantinnen und Musikanten zu hunderten Seite an Seite live musizieren – etwas Vergleichbares hat es nie gegeben. Zur Verwirklichung der Idee braucht es eine vier Kilometer lange, ziemlich gerade Strecke, da hat sich der Rheindamm regelrecht angeboten. Dass der Weltrekord nun bei Montlingen aufgeführt wird, hängt damit zusammen, dass der Vorarlberger Blasmusikverband ebenfalls sein 100-jähriges Bestehen feiert und mitmacht. Die Brücke nach Koblach verbindet die beiden Verbände und Länder.

Sie bezeichnen diesen Weltrekord als «unkonventionelle Massnahme, um auf sich aufmerksam zu machen». Was lässt Sie davon ausgehen, dass es solche Massnahmen braucht?

Die Blasmusik braucht weitergehende Werbung, um das «verstaubte Image» loszuwerden und die Wahrnehmung der Blasmusik bei verschiedenen Entscheidungsträgern und Interessierten positiv zu beeinflussen. Diese Werbung ist unkonventionell, da die Aufführung der Neukomposition nicht in einer für die Blasmusik üblichen U-Formation, sondern Schulter an Schulter musizierend durchgeführt wird. Ziel ist es, mit den beiden Rheinufern und der verbindenden Brücke zwischen Montlingen und Koblach eine H-Formation zu schaffen. Das «H» steht dabei für «Harmonie». Die Vermarktung der mit Drohnen gefilmten Aufnahmen, mit Reels, Videos und Gesamtfilm, wird über moderne Werbekanäle verbreitet. Das Motto: «Harmonie der Blasmusik» verbindet.

Condividi post
Facebook
WhatsApp
Email
Telegram
Indice dei contenuti

Potrebbe interessarti anche