Das Swiss Symphonic Wind Orchestra präsentiert sein drittes Programm: mit viel Schweizer Musik und einer gesellschaftskritischen Uraufführung.
«Die Gesellschaft befindet sich in einem emotionalen Dauerstress», sagt der Schweizer Komponist Stephan Hodel. Er hat die Krisen (Corona, Ukraine, Klima etc.) in seinem Stück «Information Overload» in ganz unterschiedliche Klänge umgesetzt. Hodel hat sich mit Klassik ebenso auseinandergesetzt wie mit Jazz und Hip Hop – und sorgt dafür, dass sein musikalischer «Overload» das Publikum nicht stresst, sondern anregt, bewegt, beflügelt.
Gleiche Ziele, neue Premiere
Die Uraufführung wird passenderweise von einem während der Pandemie gegründeten Ensemble gespielt. Als alles stillstand, hat der Dirigent Niki Wüthrich seine lang gehegte Idee vom semiprofessionellen sinfonischen Blasorchester umgesetzt.
2021 ging das rund 60-köpfige Swiss Symphonic Wind Orchestra (SSWO) erstmals auf Tournee, mit drei Zielen: Erstens sollte das Publikum hochkarätige Blasmusik erleben. Zweitens wollte man Schweizer Werke in den Fokus stellen, nicht zuletzt mit einer jährlichen Uraufführung. Und drittens sollte das Orchester ambitionierten Laien die Möglichkeit geben, eng mit Profis an den Stimmführerpulten zusammenzuarbeiten.
Diese Ziele sind auch beim nun anstehenden dritten Projekt dieselben geblieben. Rund um Stephan Hodels Uraufführung gruppiert das SSWO ein Programm mit schweizerischen und anderen Raritäten. Da findet sich zum Beispiel die «Symphony in B-flat major» von Paul Hindemith. Dieser oft als spröde und intellektuell empfundene Komponist (der zeitweise auch in Zürich wirkte) hat tatsächlich ein alles andere als sprödes Stück für eine amerikanische Blaskapelle geschrieben.
«Praeludium»
Zwei weitere Werke werden dank Bearbeitungen in ein neues Licht gestellt: Da ist zum einen Kurt Weills «Dreigroschenoper», die auch in einer gegenüber dem Original deutlich vergrösserten Bläserbesetzung nichts von ihrer sozialkritischen Kraft und musikalischen Frechheit verliert. Und zum anderen das «Praeludium», das Othmar Schoeck 1933 zur Jahrhundertfeier der Universität Zürich geschrieben hat: Ein «herbes Wiegenlied» hat der Komponist aus Brunnen das Werk selbst genannt; es ist auch ein festliches, gewaltiges, schroffes, dämonisches – und viel zu selten gespieltes.
Schoecks «Praeludium», das dem ganzen Programm seinen Titel gibt, wurde nicht zuletzt deshalb ausgewählt, weil das erste Konzert der Tournee am Schoeck-Festival in Brunnen stattfindet. Auch in Stäfa erschliesst man sich einen neuen Konzertort; in Frauenfeld dagegen wurde das SSWO schon auf den vergangenen Tourneen bejubelt.
«Wir erweitern unseren Radius musikalisch und geografisch», sagt Niki Wüthrich. Und mit Oliver Waespis «Deep Space» setzt er auch zum entsprechenden musikalischen Höhenflug im Programm an: zu einem, der bis ins All führt, zu langsam rotierenden Sternen und Klängen …
Konzertdaten 2023
- Samstag, 2. September, 20.00 Uhr, Werkhalle Dettling Holzbau
- Sonntag, 3. September, 17.00 Uhr, Reformierte Kirche Stäfa
- Samstag, 9. September, 19.30 Uhr, Casino Frauenfeld