Engagement auf allen Stufen

Ruth Suppiger hatte als Jugendliche nach einigen Jahren Klarinettenunterricht die Absicht, durch eine einmalige Mitwirkung im Zürcher Jugendblasorchester ihre musikalische Tätigkeit mit einem Höhepunkt zu beenden. Warum es ganz anders kam, erläutert sie im Gespräch.

Bereits beim Einspielen an der Leseprobe erlebte sie einen Gänsehautmoment, der im Verlauf der Lagerwoche noch verstärkt wurde: Ruth Suppiger beschloss, von nun an ganz auf die Karte «Musik» zu setzen!

Der Weg zum Dirigieren

Schon während des Gymnasiums begann sie durch Einzelunterricht ihre dirigentische Ausbildung. Gleichzeitig mit ihrem Klarinettenstudium an der ZHdK belegte sie dort Dirigieren im Nebenfach und absolvierte den Mittel- und den Oberstufenkurs des Zürcher Blasmusikverbands. Ihren zweiten Master «Blasmusikdirektion» erwarb sie bei Jean-Claude Kolly in Fribourg.

Während ihres ganzen Studiums blieb sie Mitglied in der Musikgesellschaft Harmonie Turbenthal. Durch ein Einspringen als Dirigentin bei den dortigen Jungbläsern begann 2009 ihre Dirigiertätigkeit.

2017 übernahm Ruth Suppiger den Musikverein Helvetia Marthalen, den sie bis heute dirigiert. Ein Projekt mit der Stadtmusik Kloten und ein knapp 4-jähriges Engagement beim Musikverein Kradolf-Schönenberg brachten ihr weitere wichtige Erfahrungen ein, bevor sie 2023 die musikalische Leitung der Stadtmusik Winterthur übernahm.

Die Wichtigkeit der sozialen Ebene

Egal in welcher Stärkeklasse: Für Ruth Suppiger spielt das Soziale in einem Verein eine wichtige Rolle. Damit ist nicht nur der Zusammenhalt gemeint, sondern auch die Art, wie sie mit den Musikantinnen und Musikanten umgeht: Sie ist stets darauf bedacht, deren Persönlichkeiten zu erfassen und sie mit positiven Formulierungen nicht nur auf der musikalischen, sondern auch auf der sozialen Ebene abzuholen.

Dem Verein vermittelt sie die Literatur immer auch durch deren Einbettung in einen musikalischen oder gesellschaftlichen Kontext. Dazu benutzt sie eine bildhafte, verständliche Sprache.

Stadt- und Landverein

Ihre momentane Tätigkeit bei einem Landverein der 3. und einem Stadtverein der 1. Klasse erlebt Ruth Suppiger als äusserst bereichernd: Man kann trotz der Gegensätze gegenseitig voneinander profitieren. Auch ihre Arbeitsweise ist dieselbe: Vom Ganzen ausgehend, arbeitet sie durch das Ansetzen von Register- und Satzproben am Detail, um nachher wieder zusammenzufügen und eine musikalische Einheit zu gestalten.

Wettbewerbserfolge und die Frage nach deren Nachhaltigkeit

Ruth Suppiger erzielte mit ihren Vereinen wie eben erst am diesjährigen Zürcher Kantonalen Spitzenresultate. Sie freut sich selbstverständlich sehr über die Erfolge, ist aber überzeugt, dass musikalische Ziele auch ohne den Besuch von Wettbewerben erreicht werden können.

Sie empfindet den Erfolg bei einem Wettspiel als Momentaufnahme, aber nicht als nachhaltig: Die Nachhaltigkeit wird durch das intakte soziale Gefüge im Verein, die akribische Probenarbeit auch auf der pädagogischen Ebene und die Motivation zum häuslichen Üben erreicht.

Spannende Projekte in Arbeit

Beide Vereine zeichnen sich durch einen grossen Ideenreichtum für ungewöhnliche Projekte aus: Am 16.11.2024 gelangt das Unterhaltungskonzert des MV Helvetia Marthalen unter dem Motto «KI: Zukunftsmusik?» in einer speziellen Umsetzung zur Aufführung.

Am 24.11.2024 musiziert die SM Winterthur unter dem Motto «Holst versus Star Wars». Zu diesem Konzert findet eine Einführung für das Publikum statt, um dieses mit den Hintergründen der Komponisten und den zu hörenden Stücken vertraut zu machen.

Ruth Suppiger setzt sich im Vorstand des Zürcher Blasmusikverbands für die Entwicklung der Blasmusik im Kanton ein und vermittelt ihr Wissen dort in der Jugendförderung und der Dirigierausbildung weiter.

Sie möchte immer auf allen Stufen und in allen Klassen ihre Leidenschaft für die Blasmusik leben und weitergeben: Aus dem Funken, der in einem Orchesterlager entfacht wurde, ist ein mächtiges Feuer geworden …

Foto: Martin Habluetzel