Nach wie vor ist die Parademusik der grösste Magnet für die Zuschauerinnen und Zuschauer an den Musikfesten. Das ist nur einer der Gründe, warum es sich lohnt, dafür Zeit und Energie zu investieren.
Auf all die Klischees, um nicht zu sagen Ausreden, welche vorgebracht werden, um die Parademusik nicht oder nur stiefmütterlich behandeln zu müssen, möchte ich gar nicht gross eingehen. Entscheidend ist immer, ob der Dirigent, die Dirigentin für die Parademusik einsteht, ob er oder sie auch in dieser Sparte genügend Engagement und Motivation zeigt – oder eben nicht.
Traditionelle Parade
Gerade für die traditionelle Parademusik braucht es keinen riesigen Aufwand, wenn der Verein die Parademusik ab und zu pflegt, sprich diese übt und präsentiert. Der Hauptaufwand ist hier das seriöse musikalische Erarbeiten der Literatur, die man auf der Strasse spielt. Dies soll parallel zur Arbeit an den Konzertstücken in den Proben geschehen. Es ist wichtig, dass man für diese Werke auch Probezeit einplant. Das Parademusikwerk fünf Minuten vor Probenende einfach einmal durchzuspielen reicht nicht!
Einstieg Show!
Für die Parademusik mit Evolutionen, ob auf einer Strasse, auf einem Platz oder einer Bühne, müssen ein paar Komponenten mehr berücksichtigt werden. Bekanntlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Wichtig ist es, frühzeitig mit der Planung, Ideenfindung und Umsetzung einer Show zu beginnen. Es empfiehlt sich auch, mit einfachen Übungen anzufangen. Anhalten, abmarschieren oder Drehungen von 90 oder 180 Grad an Ort sind Beispiele, die sehr schnell funktionieren. Weitere Ideen in der Infobox «Literatur». Idealerweise sitzen die Werke musikalisch bei der ersten «Show-Probe» schon recht gut. Wenn nicht, dann empfehle ich, die ersten Gehversuche singend zu gestalten. Je nach Showelementen ist als Alternative auch möglich, dass ein Teil der Gruppe die Figuren marschierend übt, während die andere Hälfte dazu stehend die Musik spielt. Anschliessend wird gewechselt. Von grosser Bedeutung ist auch hier – wie immer – das Perkussionsregister. Final ist für mich klar: Eine Show wird auswendig gespielt! Bevor man dies das erste Mal «durchgesetzt» hat, wird es einige kritische Stimmen geben, die meinen, das ginge gar nicht. Lassen Sie sich nicht beirren!
Planung
Im Rahmen dieses Textes kann die Planung und Umsetzung nur skizziert werden. Persönlich gehe ich immer von der Musik aus. Ich überlege mir, welche Werke ich auf der Parade oder bei der Show spielen möchte. Eine Idee, ein Thema, ein roter Faden kann eine Option sein, ist aber nicht zwingend. Liegt die Auswahl der Werke auf dem Tisch, dann erstelle ich ein erstes Konzept und mache dazu Skizzen. Wenn es mehrere Werke sind, dann spielen wir in der Regel nur Teile davon. Nun gilt es, für die Musik passende Showelemente zu finden. Dabei achte ich auf musikalische Höhe-/Wendepunkte und die Präsenz der Register. In der Regel entsprechen die Schritte dem Metrum. Dadurch definiert die Zahl der Takte auch die Schritte, die man ausführen kann. Diese wiederum entsprechen einer bestimmten Distanz, die man zurücklegen kann/muss. Diese ganze Theorie muss vor der ersten Probe 1:1 ausprobiert werden.
(Show-)Proben
Neben den musikalischen Proben müssen auch die Showproben fix eingeplant werden. Das ist oft eine Herausforderung, da dafür ein Probe-Ort zur Verfügung stehen muss, der auch bei schlechtem Wetter genutzt werden kann und genügend beleuchtet ist. Nur so ist eine Planung verlässlich. Neben Turnhallen sind auch Industriegebäude oder Garagen mögliche Optionen. Folgendes muss aber geprüft werden: Luftqualität, Akustik, Licht. Es lohnt sich zudem, für die Proben von Beginn weg die Abmessungen der Bühne, des Platzes oder die Länge der Strasse zu markieren. Damit vermeidet man unliebsame Überraschungen. Immer in kleinen Schritten arbeiten. Teil für Teil erarbeiten und anschliessend zusammensetzen. Damit hat man am schnellsten Erfolgserlebnisse. Ich empfehle, die Proben zu filmen. Das hilft enorm.
Zu beachten
Wichtig ist dabei, dass man den Zeitfaktor nie aus den Augen verliert. Einerseits für eine Show, aber auch die Zeit, die man für das Proben – musikalisch und choreographisch – aufwenden muss. Der Aufwand darf nicht unterschätzt werden.
Geniessen!
Seit einigen Jahren pflegt mein Verein alle möglichen Varianten der Parademusik. Wann immer möglich versuchen wir, eine Show einzustudieren. Die Teilnahme am Princely Liechtenstein Tattoo ist die erste grosse «Bühnen-Show» gewesen, die wir einstudiert haben. Glauben Sie mir, auch wenn es Probe-Phasen gegeben hat, in denen einzelne sich überfordert gefühlt haben, so haben wir das gemeinsame Auftreten, die Energie auf der Bühne und den begeisterten Applaus auf der Bühne final alle genossen. Der Aufwand hat sich gelohnt!
Literatur
- www.parademusik.ch
- Robatel, Patrick, Schweizer Spielführung, Band 1 & 2, ch-musica Verlag.
- Spielmann, Anita, elg – Evolutionen leicht gemacht. Leitfaden zur Einführung von Evolutionen. Villmergen 2008, Eigenverlag.