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«Den roten Faden stets im Auge behalten»

Adrian Perera beim Dirigieren
Der 24-jährige Waadtländer Adrian Perera gewinnt mit «Résilience – Le jour d’après» den Wettbewerb für junge Komponisten des Schweizer Blasmusikverbands (SBV). Im Interview verrät er, warum ihn das Werk «Le Premier Jour» von Jean Balissat, ebenfalls einem Waadtländer, inspiriert hat.
Adrian Perera im Interview Foto: Nathalie Gobet-Vial
Adrian Perera sieht seine Zukunft in der Welt der Blasmusik.

Adrian Perera, erzählen Sie uns von Ihrem Werdegang.

Ich begann 2006 mit dem Trompetenspiel an der Musikschule Nyon. Später absolvierte ich an der HEMU (Musikhochschule) Lausanne ein Bachelorstudium in Musikpädagogik. Dann erwarb ich auch das Diplom in Blasorchesterdirektion, bevor ich vor zwei Jahren die Leitung der Musikgesellschaft Gimel (VD) übernahm. Zurzeit belege ich einen Masterkurs in Komposition und Musiktheorie sowie im Nebenfach Pädagogik an der Musikhochschule Genf.

Gebäude der HEMU Lausanne
Adrian Perera hat einen Bachelor in Musikpädagogik an der HEMU Lausanne absolviert.

Stellen Sie uns Ihr Werk «Résilience – Le jour d’après» vor…

Der Titel ist mir erst am Ende eingefallen. Die Musik begibt sich in meinem Stück auf eine Reise. Sie leidet, bevor sie wiedergeboren wird, und nimmt ein glorreiches Ende. Das Thema wird in der Einleitung vorgestellt und während des ganzen Werks immer wieder tonal aufgenommen.

Die Aufgabe war, sich von einem Schweizer Komponisten inspirieren zu lassen, der vor mehr als 50 Jahren geboren wurde. Warum Balissat, warum «Le Premier Jour»?

Zum einen als Hommage an ihn, weil er ebenfalls aus der Romandie stammt und zum anderen, weil er ein Meister seines Fachs ist. Auf der Suche nach einem Thema hat mich die Melodie von Jean Balissat berührt.

Der Anfang von Jean Balissats Werk ist eher düster. Dann taucht unerwartet ein leuchtend helles Thema auf. Ist das der Auslöser für die «Resilienz»?

Genau das hat mich angesprochen. Ich neige dazu, in die Dunkelheit abzutauchen, und dieses musikalische Licht hat mich angezogen. Fast unbeabsichtigt gehe ich in meinem Stück auf die gleiche Weise vor.

Zurück zu Ihnen. Wie arbeiten Sie?

Für «Résilience – Le jour d’après» habe ich das Thema in Intervalle, Rhythmen und Motive zerlegt und im Verlauf des Stücks nur noch Fragmente verwendet. Wie bei einem zersplitterten Mosaik. Manchmal habe ich die Teile nur noch in der Begleitung eingesetzt.

Auszug aus «Résilience – Le jour d’après» von Adrian Perera.
Auszug aus «Résilience – Le jour d’après», erschienen bei Woodbrass Music SA.

Und wie komponieren Sie im Allgemeinen?

Ich probiere verschiedene Methoden. Aber im Grunde ist es egal, ob man sich für ein tonales System entscheidet oder eine harmonische Umgebung schafft, – wichtig ist die Konsequenz. Man muss sich selbst Grenzen setzen, um den roten Faden stets im Auge zu behalten.

Sie haben das Werk für Brass Band geschrieben, bevorzugen Sie diese Besetzung?

Da ich ein Blechblasinstrument spiele, fühle ich mich tendenziell mehr mit der Brass Band verbunden. Aber ich schreibe auch für Harmonien, deren Klangpalette ich beeindruckender und formbarer finde. Doch die klangliche Homogenität und die Kraft der Brass Band lassen mich nicht unberührt.

Das Werk wird am Festival «aVENTura» uraufgeführt und ist am Schweizer Brass Band Wettbewerb (SBBW) gesetzt. Eine günstige Gelegenheit…

Sicher komponiert man, um gespielt zu werden, und doch sind es zwei aussergewöhnliche Plattformen. Eine Uraufführung durch eine Höchstklasse-Formation, in diesem Fall ist es die Brass Band Freiburg, ist schon etwas Besonderes. Dass das Stück auch am SBBW gespielt werden könnte, war für mich klar.

Welche Komponisten würden Sie gerne treffen und warum?

Ich denke an Beethoven und Scwitsch. Aber wenn Genie an Wahnsinn grenzt, kann man sich fragen, ob man sich wirklich ein Treffen wünscht [lacht]. Nein, im Ernst, so ein Austausch kann nur bereichernd sein. Besonders Beethoven hatte die Fähigkeit, zu schreiben, was das Publikum hören wollte. Es gelang ihm, raffiniert seinen eigenen Stil zu integrieren, ohne dass Zuhörende es merken oder sich daran stören. Bei Schostakowsch denke ich, dass ich mit seinem Einfluss lebe, quasi gegen meinen Willen.

Wo sehen Sie sich in Zukunft?

Als Musikpädagoge, Komponist und Dirigent – nahe bei den Musikvereinen. Als ich meinen aktuellen Verein übernommen habe, ist mir die Bedeutung der Blasmusik in den verschiedenen Regionen unseres Landes bewusst geworden. Das ist eine riesige Chance.

«Le Premier Jour» (Jean Balissat)

Das 1993 entstandene Werk «Le Premier Jour» ist von der poetischen Beschreibung des ersten Tages der Schöpfung inspiriert, um den Ruf aus der Tiefe des Abgrunds nach dem Licht auszudrücken. Der «Erste Tag» kann sowohl als beschreibender symphonischer Satz als auch als Lobgesang betrachtet werden.

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