«Wiedergeburt nach der Pandemie.» Dieses Motto hätte über der Initiative der Gremien der Fédération Jurassienne de Musique (FJM) stehen können, mit der sie die Blasmusikszene zum Aktivwerden animieren wollte. Auf dem Programm des umfassenden Projekts: Situationsanalyse, Entdeckung anderer Kulturwelten und Zusammenarbeitsperspektiven. Und nicht zuletzt wurde ein good practices-Leitfaden für die Realisierung multikultureller Events publiziert.
Nach der schwierigen Zeit der Pandemie war der Befund eindeutig: Zwischen 2019 und August 2022 hatte die Mitgliederzahl der FJM um 14% abgenommen. Der Zentralvorstand und die Musikkommission der FJM packten deshalb im vergangenen Jahr den Stier bei den Hörnern, mit Bestandesaufnahme, Überlegungen, Infragestellung und Vorschlägen zur Neubelebung des Umfelds und zur Förderung der Aktivitäten der Musikgesellschaften.
Multikulturelle Events
Mehrere Fragebögen wurden versandt – Antwortquote 60% – aus denen eine Liste mit sieben Vorschlägen hervorging, die an die Sektionsverantwortlichen weitergeleitet wurde. Einer der Vorschläge betraf die Durchführung eines Post-Covid-Projekts: «Wandel der Blasorchester zum Gewinn von Mitgliedern und Publikum». Diese interkantonale Initiative (Jura und Bern) wird vom Bund, den beiden kantonalen Kulturämtern und der FJM kofinanziert. Nach Validierung des Projekts wurde am 31. August 2022 ein Lenkungsausschuss (comité de pilotage – COPIL) aus Mitgliedern der FJM und Fachleuten anderer Bühnenkünste gebildet.
Für die Zusammenarbeit zwischen den Kulturkreisen der darstellenden Künste, Amateure wie Profis, ist diese Zeit des allgemeinen gesellschaftlichen Wandels fruchtbar. Sie animiert zum Nachdenken über multikulturelle, multidisziplinäre, generationenübergreifende und populäre Veranstaltungen. Das Ziel ist, sich über unser traditionelles Publikum hinaus bekannt zu machen und das Image der Blasorchester zu verändern, indem analysiert wird, was bisher unternommen wurde, und eine Kontaktliste für die Entwicklung von Projekten erstellt wird, die Musik mit Theater, Tanz, Gesang (Chor oder Solisten), Zirkus oder Film kombinieren. Die Studie soll zum Angebot von Konferenzen und Workshops führen und zur Publikation eines Leitfadens mit bewährten Methoden für multikulturelle Events, der ab diesem Sommer auf fjm.ch verfügbar sein wird.
Starkes multidisziplinäres Potenzial
Die Umfrage ergab, dass 87% der antwortenden Vereine die Sorgen der FJM teilen. Übrigens haben die Vereine, die bereits einen multikulturellen Event organisiert haben, ihre Ziele in Bezug auf die Besucherzahlen und die Einnahmen erreicht oder sogar übertroffen. Fast alle Antworten (92%) bestärken die FJM auf dem Weg, mit multikulturellen Events Mitglieder und Publikum zu gewinnen und die Vereine bei der Durchführung solcher Veranstaltungen zu unterstützen.
Die Ergebnisse der COPIL-Umfrage zeigen, dass Hilfe hauptsächlich in Form von Tools zur Förderung der Kompetenzen der Führungskräfte der Musikvereine sowie im Angebot wirksamer Vermittlungsansätze gewünscht wird, die zur Stärkung der Beziehungen beitragen und neue Perspektiven eröffnen
Anhand einer vom COPIL erstellten Liste von etwa 20 Künstlern aus den Kreisen Kultur und Unterhaltung konnten Treffen für den Ideenaustausch zu diesem Projekt organisiert werden, und zwar für folgende Disziplinen: Operngesang, aktuelle Musik, Zirkus, Tanz, Akkordeon und Theater. Dazu kommen die Vermittlung und die Programmgestaltung. Den befragten Kulturschaffenden ist die wichtige Rolle der Bläserensembles in der Region und im Kultursektor im Allgemeinen zwar offenbar bewusst, dennoch gehört der Besuch von Konzerten lokaler Vereine noch nicht zu ihren Prioritäten, es sei denn, es handle sich um ungewöhnliche, meist multidisziplinäre Veranstaltungen. Die befragten Künstler waren ferner der Meinung, dass sich die meisten der angebotenen künstlerischen Disziplinen für multidisziplinäre Events sehr gut eignen würden.
Budgetierung, Antizipation, Kommunikation
Für den Erfolg ist demnach ausschlaggebend, dass ein Verein ein realistisches Budget erstellt, im Vorfeld auf professionelle Künstler zugeht und gut kommuniziert, wenn das Projekt angelaufen ist, um die Mitglieder zur Teilnahme zu bewegen und das Publikum neugierig zu machen. Laut einem befragten Schauspieler «sind diese neuen Kooperationen auch eine grossartige Gelegenheit, der Öffentlichkeit das wahre Bild der Musikvereine zu vermitteln, die vor Motivation und Lebensfreude sprudeln.»
Auf die Anfragen in den Fragebögen vom letzten Herbst reagierte die FJM mit der Organisation zweier Konferenzen und eines partizipativen Workshops für die Musikvereine. Am 25. Februar wurde in Glovelier an der ersten Konferenz «fOrum culture» vorgestellt, ein Netzwerk für darstellende Künste im Berner Jura, in Biel und im Kanton Jura, und «culturoscoPe», ein Online-Kulturkalender für den Berner Jura, Biel und die Kantone Jura und Neuenburg. An diesem Treffen wurde auch die Organisation multidisziplinärer Projekte und der damit verbundene Finanzaufbau besprochen.
Sinnvolles Vorgehen
Am 4. März diskutierten die Teilnehmer in Delémont über die Kommunikation von heute – Ziele, Marketing, Strategien, Beispiele und Instrumente. Indem sie die Kommunikation aus verschiedenen Perspektiven analysierten (Visuals, Zielgruppe(n), Image, Instrumente, Partnerschaften) versuchten sie herauszuarbeiten, wie ein Musikverein Publikum anziehen kann. Am 15. März 2023 fand in Tavannes schliesslich ein Workshop statt, an dem eine Musikgesellschaft eine Show kreierte und die verschiedenen theoretischen Überlegungen weiter konkretisiert wurden.
Die 40 Teilnehmer betonten den Nutzen dieser Treffen. Dies bestätigen auch die Ergebnisse der Zufriedenheitsfragebögen, nach denen die überwiegende Mehrheit die Vorgehensweise als «ausgezeichnet» oder «gut» bewertete. Der COPIL seinerseits konnte die Informationen, die im good practices-Leitfaden veröffentlicht werden sollen, verfeinern und ergänzen.