Seit anfangs Jahr ist Sandro Blank Mitglied der Musikkommission des Schweizer Blasmusikverbands. Die unisono-Redaktorin hat mit dem passionierten Dirigenten gesprochen und erfahren, was den Innerschweizer für dieses Amt motiviert und wie er zum Dirigieren gekommen ist.
Sandro Blank, was sollen die Leserinnen und Leser als Erstes von dir erfahren?
Ich bin trotz meines Werdegangs mit einem langen Studium in klassischer Musik immer ein Kind der Blasmusik gewesen. Als Jugendlicher machte ich praktisch nur Musik, die Schule war Nebensache [grinst], was meine Eltern manchmal etwas nervös machte. Trotzdem habe ich die Matura geschafft.
Erzähle von deinem musikalischen Werdegang.
Ich habe insgesamt acht Jahre studiert und drei Mastertitel erworben. Von Haus aus bin ich klassischer Saxofonist. 2011 erlangte ich den «Master of Arts in Music Pedagogy» mit Auszeichnung an der Hochschule Luzern – Musik. Nach zwei weiteren Jahren Studium in der internationalen Konzertklasse von Marcus Weiss an der Hochschule für Musik Basel, erreichte ich die Konzertreife und den «Master of Arts in Performance» mit Auszeichnung, beides mit Hauptfach «Saxofon». Während zehn Jahren hatte ich ein eigenes Ensemble, mit dem wir international auftraten.
Und wie kamst du zur Blasmusikdirektion?
Eher zufällig. Ich musste ein Nebenfach wählen und stiess auf der Webseite auf die Blasorchesterdirektion bei Prof. Felix Hauswirth. Für uns beide war rasch klar, dass es das Richtige für mich ist. Ich studierte in Basel weiter und erlangte meinen dritten Mastertitel. Frisch ab Studium gewann ich 2016 den Dirigentenwettbewerb und von da an es ging rasch vorwärts mit meiner Dirigentenkarriere.
Was bedeutet dir die Blasmusik?
Sie war immer da, gehörte immer zu mir – während der Ausbildung mal mehr, mal weniger. Musik ist für mich nicht nur Unterhaltungszweck, sondern auch eine Wissenschaft, mit der ich mich lange und intensiv befasst habe. Die Blasmusikszene in und rund um Luzern bietet viele Möglichkeiten: Hier fühle ich mich wohl, bin am Puls und kann mich weiterentwickeln.
Was motiviert dich, in diesem Gremium Einsitz zu nehmen?
Mich motiviert die Zusammenarbeit mit den tollen Menschen, grossartigen Kollegen und beeindruckenden Persönlichkeiten, die dem Gremium angehören. Ihre Einladung hat meinen Weg und meine Arbeit bestätigt, und es ehrt mich, dass meine Sicht der Dinge gefragt ist.
Was möchtest du mit deiner Arbeit bewirken?
Ich möchte dazu beitragen, dass die Blasmusik mit ihren verschiedenen Prägungen anerkannt wird und sich alle Beteiligten optimal entfalten können. In der Prägung, in der ich tätig bin, finde ich mich medial – z. B. im Radio – nicht zurecht. Deshalb möchte ich dazu beitragen, dass sich dies ändert und die Vielfalt der Blasmusik besser verstanden wird.
Was sind deine Aufgaben?
Ich war erst an zwei Sitzungen dabei und komme allmählich an. Die Schnittstellen zwischen Jugend- und Erwachsenenorchestern kenne ich bestens und sehe meine Aufgabe auch darin, meine Erfahrungen mit allen Orchester-Stärkeklassen und in der Jugendarbeit einzubringen.
Welche konkreten Projekte liegen aktuell auf deinem Pult?
In den nächsten Jahren soll nebst dem EMF26 wieder etwas Grösseres wie das Festival aVENTura stattfinden. Dazu hat man mich als Vordenker auf den Weg geschickt.
Wo siehst du Herausforderungen?
Mir fehlt ein wenig das Miteinander. Die Blasmusikszene in der Schweiz ist zwar gross, aber nicht homogen; die kompetitive sinfonische Blasmusik mit internationaler Ausstrahlung gegen den Drittklass-Dorfverein. Dabei müsste sich doch alles gegenseitig bereichern. Wir müssen lernen, uns besser gegenseitig zu befruchten und die gesamte Szene in der Schweiz zu vereinen.
Du bist hauptberuflich Dirigent und bald auch Dozent an der Hochschule der Künste Bern (HKB).
Genau. Ich bin Dirigent und Dirigierlehrer. Das ist ein Privileg, für das ich in den letzten Jahren hart gearbeitet habe. Meine Saxofone und sie zu spielen, habe ich «an den Nagel gehängt». Ab Herbstsemester werde ich als Hauptfachdozent für «Dirigieren Blasmusik» an der HKB arbeiten. Das ist superspannend für mich und ich bin happy, dass ich das strenge Bewerbungsverfahren erfolgreich bestanden (überstanden) habe! Ich kann mit meinen Überzeugungen in einem anderen Bereich wirken, kann junge Leute anziehen, und es bieten sich mir internationale Vernetzungsmöglichkeiten, dich ich für die Schweizer Blasmusik nutzen möchte.
Was für Jugendorchester dirigierst du zurzeit?
Seit Beginn meiner Dirigiertätigkeit bin ich musikalischer Leiter der Jugendmusik Baar ZG, werde dort allerdings im Sommer aufhören. 2017 wurde ich zum Dirigenten des JBL – Jugendblasorchester Luzern gewählt, das ich zum schweizweit führenden Orchester seiner Art weiterentwickelt habe.
Was fasziniert dich an der Arbeit mit Jugendlichen?
Es ist unglaublich, was junge ambitionierte Musikantinnen und Musikanten mit ihrem Ehrgeiz entwickeln können: Ich sehe das Musizieren im Orchester in ihrem Alter als Lebensschule, und es macht mir enorm viel Freude, sie auf diesem Weg zu begleiten, gemeinsam mit ihnen ein Ziel zu verfolgen, hartnäckig und solidarisch zu sein – alles Dinge, die man auch sonst im Leben brauchen kann.
Du stehst auch mehreren Erwachsenenorchestern vor.
Seit 2018 bin ich künstlerischer Leiter der Stadtmusik Zug sowie Chefdirigent des Symphonischen Blasorchesters Feldmusik Sarnen. Seit 2023 dirigiere ich zudem die Höchstklass-Projektband Brass Band Luzern Land. Wir spielen im Frühling ein Konzert und nehmen im Herbst am Swiss Open teil. Weiter darf ich in diesem Jahr das aulos sinfonische Blasorchester leiten – für mich eine Herzensangelegenheit, da ich selbst Solosaxofonist dieses Ensembles war.
Was macht Sandro Blank privat?
Meine Familie steht im Zentrum. Sie hilft mir, von meinem «komplizierten» Berufsleben abzuschalten. Daneben bin ich sehr sportinteressiert und seit meiner Kindheit ein grosser Bayern-München-Fan. Fussball ist meine heimliche Leidenschaft, die weit über das Match-Schauen hinausgeht: Ich bin ein Nerd und kann stundenlang zuhören, wie zwei Experten über Taktiken im Fussball diskutieren. Die Art, wie Trainer Teams und Menschen führen, fasziniert mich, und ich kann Parallelen zu meiner Arbeit als Dirigent ziehen. Ich liebe es, Fussball-Podcasts zu hören, das entspannt mich.
Sandro Blank
Persönlich
Sandro Blank wurde 1986 in Lachen SZ geboren. Heute lebt er mit seiner Frau Ines, Primarlehrerin und Amateur-Waldhornistin, mit der er schon seit Teenagerzeiten zusammen ist, und den beiden gemeinsamen Kindern Dalia (2,5 J.) und Mika (9 Mte) in einem Dorf nahe der Stadt Luzern.
Der Saxofonist
Sandro Blank war Mitbegründer und Saxofonist des «NEXUS reed quintet» und durfte mit diesem Ensemble europaweit verschiedenste Gastspiele bestreiten und internationale Preise entgegennehmen.
Der Sieger
2016 war Sandro Blank Sieger und Träger des 1. Preises am 8. Schweizer Dirigentenwettbewerb in Baden AG.
Der Gastdirigent
Als Gastdirigent konzertierte er mit dem Symphonischen Blasorchester des Schweizer Armeespiels sowie dem Blasorchester Stadtmusik Luzern. Kommende Saison wird er zudem das aulos sinfonische Blasorchester leiten.
Sein Mentor
Felix Hauswirth
Sein Motto
«Do it with Passion or not at all!» – «ganz oder gar nicht» ist seiner Meinung nach der einzige Weg, um sich nachhaltig zu positionieren.