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Ein Komponist für alle

Foto von Frank William Erickson
Frank William Erickson, geboren am 1. September 1923, würde dieses Jahr seinen hundertsten Geburtstag feiern. Der Amerikaner war Komponist, Dirigent, Arrangeur, Autor und Trompeter. Er hat im Laufe seiner Karriere über 400 Werke veröffentlicht, mehr als 200 davon sind Neukompositionen für Blasorchester.

Frank William Erickson kommt am 1. September 1923 in Spokane im Bundesstaat Washington zur Welt. Mit acht Jahren beginnt er Klavier zu spielen, mit zehn Jahren auch Trompete. Er fühlt sich anfänglich vor allem zum Jazz hingezogen. Seine erste Komposition für Blasorchester, «The Fall of Evening», entsteht jedoch schon gegen Ende seiner Zeit an der High-School.

Vom Jazz bis zur klassischen Musik

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs tritt Erickson 1942 mit 19 Jahren der amerikanischen Luftwaffe bei, wo er als Meteorologe tätig ist. Er arrangiert jedoch auch verschiedene Stücke für die Militärkapellen.

Nach Kriegsende lässt sich Erickson in Los Angeles nieder, wo er als Trompeter sowie Jazz-Arrangeur aktiv ist. Dabei arbeitet er hauptsächlich mit Earle Spencer und dessen Orchester zusammen. Ericksons Interesse für die klassische Musik wächst immer mehr und er nimmt Unterricht in Komposition bei Mario Castelnuovo-Tedesco, einem bekannten italienischen Komponisten, der wegen der Einführung der Rassengesetze vor Kriegsausbruch in die Vereinigten Staaten ausgewandert war. Frank Erickson schreibt sich schlussendlich an der University of Southern California für das Studium der Komposition ein, wo er Schüler von Halsey Stevens und Clarence Sawhill wird.

Ein fester Platz im Repertoire

Während dem Studium arrangiert Erickson weiter, unter anderem für die Marschkapelle seiner Universität. 1950 erreicht er den Bachelor, und als Erickson im Jahr darauf den Master mit einer Arbeit über die eigene Musik abschliesst, hat er schon zahlreiche Kompositionen für Blasorchester veröffentlicht (die allererste davon ist «Little Suite for Band»).

In den Fünfzigerjahren ist Erickson sehr produktiv und seine Karriere nimmt Fahrt auf. Es entstehen Werke, welche Klassiker im Repertoire von Blasorchestern werden sollten, wie «Toccata for Band», «Air for Band» und «Fantasy for Band». 1958 wird Erickson Dozent an der University of California in Los Angeles und übernimmt anschliessend eine Professur an der San Jose State University. Dank der hohen Qualität seiner Kompositionen für die Universitätsorchester wächst seine Bekanntheit rasch.

Damals bestand der Grossteil des Repertoires der Kompositionen für Blasorchester aus technisch sehr schwierigen oder aber qualitativ minderwertigen Stücken. Erickson widmet sich nicht nur seiner universitären Tätigkeit – während 40 Jahren komponiert er für seine Studierenden – sondern auch der musikalischen Bildung im Allgemeinen: Seine Neukompositionen und Arrangements sind auch für Jugendliche sowie Anfänger gedacht und gehören heute zum festen Repertoire vieler Blasorchester und Musikschulen.

Jenseits des Konzertsaals

Erickson schreibt jedoch nicht nur Musik, er hat zum Beispiel auch «Arranging for the Concert Band» verfasst, eine Einführung für Studierende in die Grundtechniken des Arrangierens für Blasorchester. Ein weiteres, auch in unseren Breitengraden bekanntes pädagogisches Werk ist die Sammlung «66 Festive & Famous Chorales». Es enthält von Erickson für Blasorchester arrangierte Choräle und ist für viele Orchester ein Klassiker der Einspielübungen zu Probebeginn geworden. Während einiger Jahre arbeitet Erickson mit verschiedenen Musikverlagen (Bourne, Belwin und Schirmer) zusammen, bevor er 1995 seinen eigenen Verlag gründet, die Frank Erickson Publications.

Der Komponist war Zeit seines Lebens Mitglied der amerikanischen National Band Association. 1986 tritt er der Academy of Wind and Percussion Arts bei. Erickson war zudem Mitglied der American Society of Composers, Authors and Publishers, der American Bandmasters Association sowie verschiedener anderer universitärer Musikorganisationen.

Der Nachlass: eine Sammlung von über 400 Werken

Erickson heiratet 1953 Mary Theresa Mc Grorty, mit der er drei Söhne hat. Nach dem Tod seiner Frau geht der Komponist 1981 die Ehe mit Mary Ann Smith ein. Am 21. Oktober 1996 stirbt Erickson, worauf seine Witwe seine gesamten Werke der Old Dominion University schenkt. Diese Sammlung, die «Frank Erickson Collection», umfasst mehr als 400 Werke, darunter zahlreiche handgeschriebene Partituren, seien es Konzertstücke oder Märsche, sowie seine Arrangements, vor allem von Volksliedern und Hymnen. Auch Ericksons Unterrichtsmaterial ist Teil der Sammlung, zudem biografische Dokumente, Zeitungsartikel und ein Grossteil seiner privaten sowie beruflichen Korrespondenz.

Der Komponist wird in zahlreichen biographischen Nachschlagewerken erwähnt, wie in «The New Grove Dictionary of American Music», «Who Was Who in America» sowie in «International Who’s Who in Music». Im Jahr 1990 hat Pamela Joy Arwood an der Central Missouri State University ihre Abschlussarbeit über Erickson geschrieben, mit dem Titel «Frank Erickson and His Music: A Biography, Analysis of Selected Compositions and Catalogue».

Zeitungsausschnitt mit Frank Erickson
Die Nachwuchsausbildung war ein ständiges Anliegen von Frank Erickson, einem Dirigenten, der gerne mit Anfängern arbeitete.

Anhören

Toccata for Band (Euregio-Jugendblasorchester, dir. Meinhard Windisch, 2018)
Air for band (Montgomery County Concert Band, dir. Ryan Pongras, 2012)
«Ouverture Jubiloso» (Banda de Música de Getafe, dir. José Luis Bueno Cardeñosa, 2020)
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