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«Ein leuchtender Stern zu sein, ist einfach, wenn …»

Andy Kollegger am Mikrofon
Andy Kollegger war sieben Jahre Mitglied der Verbandsleitung und amtete vier davon als Vizepräsident Deutschschweiz des Schweizer Blasmusikverbands (SBV). «Unisono» hat mit ihm zurückgeblickt. Besonders prägend war für «Mister Corona» die Zeit der Pandemie. Doch Andy hatte auch andere Steckenpferde.

Andy Kollegger, wenn du an deine Amtszeit zurückdenkst, was kommt dir als erstes in den Sinn?

Die Coronazeit. Sie hat uns alle geprägt, aber uns vom Verband besonders. Wir hatten gewaltigen Druck, weil wir Empfehlungen abgaben und sicherstellen mussten, dass sie funktionieren und den Vorschriften des Bundesrats genügen – im Wissen, dass nicht alle einverstanden sind.

Was waren deine Hauptprojekte?

Zum einen die Abwicklung der Coronamassnahmen mit der Beratung, der Information mit den Newsletters und der Abwicklung der Finanzhilfe. Zweitens kam bald darauf die Strategiediskussion. Ich glaube, wir waren die dritte Arbeitsgruppe, die sich um die Strategie gekümmert und sie vorwärts gebracht hat. Und drittens der Prix Musique, der mir viel Freude bereitet hat. Ich finde den Anlass toll! Nebst dem Engagement in anderen Verbandsgeschäften habe ich mich immer dafür stark gemacht, dass die Verbandsleitung nicht operativ tätig ist.

Andy Kollegger am Rednerpult, flankiert von Ehrendamen Foto: Yvonne Bollhalder
Der Prix Musique war eines seiner Steckenpferde. Hier bei seinem «Heimspiel» in Chur 2022.

Du hast dich dafür eingesetzt, den SBV politisch stärker zu positionieren.

Wir hatten als Verband Einsitz in der Taskforce Kultur und durften uns an deren Treffen mit dem Bundesrat einbringen. Als SBV-Vertreter arbeite ich auch im Vorstand des Schweizer Musikrats mit, wo auch die «Parlamentarische Gruppe Musik» involviert ist und ich an den halbjährlichen Treffen politische Anliegen vertreten konnte. Meine Ablösung werden wir noch organisieren.

Bild vor dem Bundeshaus beim Marsch nach Bern Foto: Roger Stöckli, rsfilm.ch
Beim «Marsch nach Bern» war Andy Kollegger an vorderster Front engagiert.

Markus Maurer ist dein Nachfolger. Was wünschst du ihm?

Ich wünsche ihm Gelassenheit, um zu ändern, was sich ändern lässt, und hinzunehmen, was nicht zu ändern ist. Wichtig ist auch, dass er sich freut, über die Kantonsgrenzen hinauszusehen, andere Kantonalverbände zu besuchen und den Überblick zu haben. Das ist schön und er darf es geniessen. Markus passt fachlich und menschlich gut ins Gremium. Ich glaube, ich darf mit einem guten Gewissen abtreten. [lächelt zufrieden]

Andy Kollegger, Luana Menoud-Baldi, Markus Maurer (v.l.n.r.) Foto: Régis Gobet
Luana Menoud-Baldi, flankiert vom abtretenden und frisch gewählten Verbandsleitungsmitglied: Andy Kollegger (l.) und Markus Maurer (r.).

Was wirst du vermissen?

Die Kontakte über den Kanton und die Ostschweiz hinaus. Auch die Verbandsleitungskolleginnen und -kollegen, mit denen ich ein speziell gutes Verhältnis hatte, werden mir fehlen. Gleichzeitig bin ich froh, etwas abgeben zu können, weil ich durch einen beruflichen Wechsel wieder anders gefordert bin.

Bestimmt gab es auch Herausforderungen.

Ja, die Doppelbelastung als Kantonalpräsident beim GKMV und Vizepräsident beim SBV. Die Kumulation der beiden Ämter löste manchmal Interessenskonflikte aus. Ich bin froh, mit der Demission davon «befreit» zu werden.

Kommen wir auf deinen Alltag zu sprechen. Wie hat er sich seit der DV verändert?

Bis am ersten April war ich selbständig erwerbend und konnte meine Zeit freier einteilen. Als Geschäftsleitungsvorsitzender der Elektrizitätswerk Davos AG kann ich das nicht mehr so gut. Den Entscheid, in der Verbandsleitung zurückzutreten, habe ich jedoch unabhängig vom beruflichen Richtungswechsel gefällt.

Luana hat bei deiner Ehrung gesagt, dass du die Vision des Verbands gelebt hast. Wie war das mit «verbindet – bewegt – begeistert»?

Begeistert habe ich, indem ich für das einstand, was ich gemacht habe. Meine Werbung für den Prix Musique kam von Herzen und war nicht nur eine Pflichtübung. Verbindet: Ich habe meine Kontakte in die Kantonalverbände zu nutzen versucht, um sie besser mit dem SBV zu verbinden. Bewegt: Ich habe Anstösse in die Verbandsleitung gebracht und versucht, sie vorwärtszubringen. Als viele Verbände ihre Aktivitäten während der Pandemie einstellten, haben wir diese Zeit als Chance genutzt, um den ganzen musikalischen Bereich zu bewegen.

Luana Menoud-Baldi am Mikrofon, rechts daneben steht Andy Kollegger Foto: Régis Gobet
Ehre, wem Ehre gebührt: Die Verbandspräsidentin erteilt Andy Kollegger als Dank für seine grossen Verdienste die SBV-Ehrenmitgliedschaft.

«Für die Amateurkulturverbände warst du der leuchtende Stern am dunklen Pandemiehimmel», hat Luana in ihrer Laudatio gesagt.

Es ist einfach, ein leuchtender Stern zu sein, wenn alle mithelfen! Wir waren ein eingespieltes Team. In Spitzenzeiten waren bis zu 18 Personen für die Finanzhilfe im Einsatz. Alle waren total motiviert und haben trotz immensem Druck super gut zusammengearbeitet – Übersetzer, Newsletter-Layouterin, Kontakte im Musikrat, beim Bund etc. Es war ein Glück, dass ich auf ein gutes Netzwerk zurückgreifen konnte. Alles hat zusammengespielt und gepasst. Mein Beitrag war wichtig, aber die anderen waren genauso wichtig.

Arnold Spescha (l.) und Andy Kollegger Foto: Yvonne Bollhalder
Arnold Spescha (l.) ist nicht nur ein Freund, sondern ein Vorbild Andy Kolleggers. Hier gratuliert er ihm zum Stephan-Jaeggi-Preis.

Was bedeutet es dir, nun einen SBV-Kristall zu besitzen?

Die Auszeichnung selbst ist nicht so entscheidend, viel wichtiger ist mir die Anerkennung und Wertschätzung. Die Rückmeldungen waren fantastisch und ich hätte mir nie vorgestellt, dass mein Wirken so positiv aufgenommen und verdankt wird. Ich glaube, ich habe für meinen Abgang den optimalen Zeitpunkt erwischt.

Aus dem Nähkästchen geplaudert

Meer oder Berge?

Ich bin seit kurzem in Davos zuhause und kann als Davoser nicht das Meer vorziehen [lacht]. Sagen wir es so: Wenn ich lange in den Bergen bin, vermisse ich das Meer.

Neu oder beständig?

Für mich ist im Moment alles neu – das Unternehmen, das Anstellungsverhältnis, die Wohnung, die Umgebung, das Umfeld. Es gab viele Veränderungen in letzter Zeit, die sich jedoch alle gut entwickelt haben: Der schöne Abschluss beim SBV, ein geglückter Start im neuen Job, in der neuen Wohnung fühle ich mich wohl und Davos als neuer Wohnort ist mir auch nicht ganz fremd.

Beruf oder Hobby?

Ideal ist, wenn einem der Beruf so viel Freude bereitet, dass man nicht unbedingt ein Hobby zum Ausgleich braucht.

Familie oder Freunde?

Der Kantonalverband ist sozusagen meine Familie.

Traum oder Lebensziel?

Ich habe viele Träume, die ich noch verwirklichen möchte – z. B. das Hochseebrevet zu erwerben.

Prestige oder Vorbild?

Vorbild. Das möchte ich gerne selbst sein und Arnold Spescha ist ein solches für mich.

Brief oder Telefon?

Ich hatte früher viele Brieffreundschaften. Diese Briefe habe ich alle aufbewahrt und möchte sie wieder einmal lesen.

Vollgas geben oder zurücklehnen?

Vollgas, obwohl ich mich nach Durchschnaufen sehne und hoffe, dass es ab Mitte Juni ruhiger wird. Momentan wechsle ich vom Büro im Geschäft ins Büro zuhause und arbeitete dort weiter … für den GKMV, das kantonale Musikfest in Klosters und weitere Mandate.

Fotografieren oder Zeichnen?

Ich fotografiere viel und gerne und könnte mir vorstellen, einmal eine Ausstellung zu machen, bspw. über Wolkenbilder oder Fahrzeuge der Welt.

Musik- oder Turnverein?

Ich habe den Wunsch geäussert, bald wieder mit dem Es-Bass in einem Musikverein mitzuspielen. Die Anrufe von Vereinen haben mich gefreut. Bevor ich in der neuen Umgebung einem Verein beitrete, werde ich jedoch zuerst wieder Unterricht nehmen.

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