Oriane Brückel zitterte nicht und schaffte den Hattrick vor zwei Baritonistinnen: der Oberwalliserin Lea Fugnanesi aus Leukerbad und Antoine Zeiter aus St-Maurice, der auch der jüngste Finalist war. Bei den Minis holte sich Léa Boulnoix ihren Titel meisterhaft zurück. Siege für das Team Libreville bei den Quartetten und für DOFA bei den Ensembles.
Während diesem 28. Walliser Junior Solisten- und Quartettwettbewerb (WJSQW) vibrierten die Säle Recto-Verso und Giorla in Grône am Samstag zu den Klängen der rund 360 Instrumentalistinnen und Instrumentalisten. Highlight des Tages war das Grosse Finale – selbstverständlich der künstlerische Höhepunkt der Veranstaltung und ein Feuerwerk der Virtuosität.
Erneut begeisterte das allgemeine Niveau der Darbietungen nicht nur das Publikum, sondern vor allem auch die Jurymitglieder. Im Grossen Finale bestätigte sich einerseits die Dominanz von Oriane Brückel (Cornet, Lyre Conthey, BB 13*, 98,5 Punkte) und andererseits auch die der jungen Mädchen, denn Vize-Meisterin ist die Oberwalliserin Lea Fugnanesi (Bariton, Gemmi Leukerbad, BB 13* B, 97,5). Sie liegt vor Antoine Zeiter (Bariton, Agaunoise St-Maurice, EC Ambitus, 96,5), der den «Nouvelliste-Preis» für den jüngsten Finalisten gewinnt.
Bei den Minis dominieren die Cornets: Léa Boulnoix (Lyre Conthey) holt sich ihren Titel zurück, vor Louis Bolis (Echo d’Orny Orières) und Evan Vergère (Concordia Vétroz).
Mit Feuereifer und Perfektionismus
Nach dem Finale war der belgische Komponist Jan Van der Roost – er wurde beauftragt, das Pflichtstück für die Schweizer Meisterschaft 2024 zu schreiben – voll des Lobes: «Ich war Experte und habe rund 50 Länder auf der ganzen Welt besucht: Ein solches Qualitätsniveau gibt es sonst nirgends. Und man muss sich die ganze Arbeit vorstellen, die hinter diesen Leistungen steckt.» Der Jurypräsident fügte hinzu: «Es bedarf eines echten Fanatismus im positivsten Sinne des Wortes, um solche Spitzenleistungen zu erbringen. Und sieht man in den Resultaten, dass es (ganz) junge Leute sind, die so gespielt haben, dann ist man überwältigt.»
Roger Webster, eine britische Cornet-Legende, lobte die hervorragende Virtuosität im Allgemeinen und im Finale im Besonderen. Alexis Demailly, Solo Cornet im Orchestre National de l’Opéra de Paris und in der Brass Band Paris, betonte den Unterschied zu Frankreich: «Unsere beiden Länder sind sich sehr nahe, auch kulturell. Aber wo französische Musiker Noten und Rhythmen sehen werden, spüren sie hier bereits eine Phrasierung und eine Musikalität, die man gerne hört.»
Mädchen in der Mehrheit
In diesem Jahr hatten sich 300 Solisten angemeldet, um sich im Rahmen eines der grössten Musikwettbewerbe der Schweiz zu messen. Als der WJSQW 1995 zum ersten Mal stattfand, machten die Mädchen «nur» 30 % der Teilnehmenden aus. In der Zwischenzeit hat sich die Gesamtbeteiligung mehr als verdoppelt und die Mädchen haben gleichzeitig auch mehr als aufgeholt: In diesem Jahr waren sie mit 52,5 % in der Mehrheit. Ein Novum in der Geschichte des Wettbewerbs. 156 Mädchen standen nämlich 141 Jungen gegenüber. Ein Beweis dafür, dass die Blechbläser im Wallis immer weiblicher blasen.
Alle Junioren- und Kadettenmeister
Nebst den Finalspielen vergibt der WJSQW in jeder der fünf Kategorien einen Titel. Bei den Kadetten (14–16 Jahre) heissen die Champions Nathan Kühni (Union instrumentale Troistorrents, EC Ambitus) bei den Cornets, Flügelhörnern und Trompeten, Tom Blanchut (Collongienne Collonges), der bei den Es-Hörnern einen Doppelsieg feierte, und Antoine Zeiter (Agaunoise St-Maurice, EC Ambitus) bei den Baritonen und Euphonien. Vincent Pralong (Echo de la Dent blanche Les Haudères) siegt bei den Posaunen und Sébastien Perez (Collongienne Collonges) bei den Bässen.
Bei den Junioren (17–20 Jahre) gewinnt Oriane Brückel (Cornet, Lyre de Conthey, BB 13*) ebenfalls den Titel in der Kategorie Cornets, Flügelhörner und Trompeten. Die weiteren Siege gehen an Théo Frossard (Union instrumentale Liddes), der einen Doppelsieg bei den Es-Hörnern erzielt, an Tiago Gonçalves (Cécilia Chermignon) bei den Bässen, an Lea Fugnanesi (Bariton, Gemmi Leukerbad, BB 13* B) bei den Euphonien/Baritonen und an Baptiste Bobillier (Echo d’Orny Orsières, EC Ambitus) bei den Posaunen.
Hochkarätige Experten
Zur Beurteilung der Konkurrenz haben die Veranstalter acht unparteiische Experten ausserhalb des Kantons oder des Landes gewählt. Dieses Jahr waren die drei ausländischen Juroren dabei: Der berühmte belgische Komponist Jan Van der Roost, der als Jurypräsident amtierte, die englische Cornet-Legende Roger Webster und Alexis Demailly, Solo Cornet des Orchestre national de l’Opéra de Paris und der Brass Band Paris. Unterstützt wurden sie von fünf ausserkantonalen Schweizer Juroren : Michael Bach (LU), Serge Gros (VD), Marc Jeanbourquin (JU/FR), Ueli Kipfer (BE) und Dominique Morel (FR).
Ein äusserst anspruchsvoller Wettkampf
Der Ablauf des Wettbewerbs sieht vor, dass die Vorrunden am Vormittag stattfinden. Die eigentliche Walliser Meisterschaft findet am Nachmittag statt, während die Finalspiele der Minis und der Junioren am Abend im Recto-Verso-Saal ausgetragen werden. Es gibt nur eine Jury für die Qualifikationen am Vormittag, die immer noch sehr anspruchsvolle Hürden sind.
Denn nur 80 Solisten (je zur Hälfte aufgeteilt zwischen den 108 kleinen und 99 grossen Instrumenten) durften am Nachmittag (ab 13.30 Uhr) im Rahmen der Walliser Meisterschaft auftreten, bei der die Experten im Tandem arbeiten. Anders gesagt: Eine von drei Qualifikations-Chancen, die anschliessend im Verhältnis 1 zu 10 stehen, das Grosse Finale zu erreichen!
Grosse Unterstützung
Zirka 200 Freiwillige widmen sich in ihrer Freizeit als Helfer und Mitwirkende dem Gelingen dieses Anlasses. Dieser wird seit der Gründung durch die Musikvereine Perséverante Plan-Conthey, Marcelline Grône und Concordia Vétroz organisiert. Die früheren Ausgaben haben jedes Mal mehr als 1200 Personen angezogen, welche die Wettkämpfe von hoher musikalischer Qualität verfolgten. Der Erfolg des 28. WJSQW entschädigt auch die Grosszügigkeit der Hauptsponsoren: Loterie Romande, Raiffeisen, Groupe Mutuel, Oiken, den Kanton Wallis und den Schweizer sowie den Walliser Kantonal-Blasmusikverband.
Siege für Libreville und die Robyr-Brüder
Beim «klassischen» Blechbläser-Quartettwettbewerb (zwei Cornets, ein Es-Horn und ein Euphonium), der zum 26. Mal stattfand (diese Kategorie wurde erst 1997 geöffnet), schlug das Team Libreville aus Lens und Vex (Jérémie und Samuel Bonvin, Sébastien und Stéphanie Gaspoz) zu und erreichte 94 Punkte für das Pflichtstück «Children’s Pictures» von Julien Roh. Es lag damit vor dem Smurfs Quartet (Alex Germanier, Laeticia Baumgartner, Aline Bornet und Adrien Carthoblaz) und The Blondes and the Yellow (Noé Bezençon, Julien Mabillard, Axelle Roux und Léane Balet).
Bei der dritten Ausgabe des Wettbewerbs für kleine Blechbläserensembles (3 bis 8 Musiker) konnte das Trio Doliflo der Gebrüder Dominique, Olivier und Florian Robyr aus Montana – das sich durch den Eintritt von Dominiques Sohn Antoine Zeiter in der Zwischenzeit in ein Quartett verwandelt hat und nun DOFA Quartet heisst – seinen Titel verteidigen. Es spielte eine Bearbeitung des 2. Satzes des «Streichquartetts in F-Dur» von Maurice Ravel (88 Punkte). Damit setzte sich das Quartett um einen Hauch gegen die Lady’sérables (Emilie Vouillamoz, Léa Crettenand, Mégane Zarrillo, Rachel Pellissier und Charlène Crettenand, 87) und The Red Band d’Ayent (Serge Morard, Marie Rey, Eugénie Fardel, Baptiste Cotter, Mathieu Riand, Clémence Morard, Jonathan Moullet und Pascal Riand, 88) durch.
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