Liebe Musikerin, lieber Musiker
Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist unser grosses Festival «aVENTura» entweder noch in vollem Gang oder seit wenigen Stunden vorbei. Das Projektteam und der künstlerische Leiter, Felix Hauswirth, haben über zwei Jahre hinweg einen Anlass organisiert, an dem wir uns hauptsächlich mit unserer landeseigenen Literatur auseinandersetzen oder gesetzt haben. Uns und hoffentlich auch Ihnen wird oder wurde viel Musik geboten, gespielt von hervorragenden Ensembles, bei denen zahlreiche junge Dirigentinnen und Dirigenten bei der Arbeit beobachtet werden können oder konnten. Aber nicht nur das, ebenso bestehen oder bestanden Möglichkeiten und Podien, um intensiv über unsere Blasmusikkultur zu diskutieren.
Es ist höchste Zeit, diese Diskussionen zu führen. Ist es nicht unsere Literatur, mit der wir uns grundsätzlich in der Öffentlichkeit vorstellen? Schon seit Längerem beobachte ich, wie wir den Halt in der Gesellschaft zunehmend verlieren. Umso wichtiger scheint mir, dass wir gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten suchen.
In diesem Zusammenhang müssen wir uns auch über die Voraussetzungen unserer Kultur im Klaren sein. Wir kombinieren traditionell gewachsene Vereine, die sich meist an den Gemeindegrenzen orientieren, mit Schwierigkeitsgraden, Literaturformen (ernste Musik, Unterhaltungsmusik, traditionelle Musik usw.), teilweise auch mit der Besetzungsart oder dem Orchestertyp und trachten damit oft nach dernach der berühmten Quadratur des Kreises.
Sie und ich wissen gut genug, dass das Interesse an der Blasmusik bei den Jugendlichen und ganz allgemein in der Gesellschaft kleiner geworden ist. Genauso wissen wir alle, dass immer mehr Vereine aufgelöst werden, weil sie zu wenige Interessierte für das Musizieren finden. Wie können wir in Zukunft also mit den heutigen Bedingungen umgehen? Ist dies nun eine Entwicklung, die wir einfach hinnehmen müssen? Meines Erachtens dürfen wir keinesfalls aufgeben!
Welchen Fragen müssen wir uns folglich stellen? Sollten wir das Vereinsleben mehr an der Kultur ausrichten anstatt an den Gemeindegrenzen? Welche Konsequenzen hätte dies für die Subventionierung unserer Vereine? Es ist nicht an mir, diese Fragen allein zu beantworten. Wir alle müssen Antworten finden!
Eines bleibt aber klar: In all diesen Fragen darf die Literatur nicht aussen vor bleiben. Sie ist ein elementarer Teil unserer Arbeit. Es reicht heute nicht mehr, als Vereinsmusikkommission einen Verleger aufzusuchen und ihm ein Thema vorzugeben, um sich ein Programm zusammenstellen zu lassen. Wir dürfen uns auch in Zukunft intensiv mit der Vielfalt an Literatur und deren Inhalt auseinandersetzen. Der Kern liegt in der Musik selbst, seltener in ihrem Titel.