Die durch die Musikkommission (Muko) des SBV vollständig überarbeitete Wettstückliste sorgt seit einigen Monaten für regen Gesprächsstoff. Deshalb nimmt Muko-Präsident Thomas Trachsel erneut Stellung dazu.
Als Präsident der MuKo des SBV darf und kann ich einiges Positives erleben. Ebenso gibt es Momente, die mich nachdenklich stimmen. Immer wieder sagt man mir – beispielsweise im Zusammenhang mit der Wettstückliste oder dem Festival aVENTura – die Muko sei zu weit von der Basis (Definition folgt weiter unten) entfernt.
Nun, was genau ist denn mit den Begriffen Basis oder Elite gemeint? Wo liegt der Unterschied? Nehmen wir die Wettstückliste als Beispiel, die seit einigen Monaten Politikum ist. Wie Sie wissen, haben wir sie nach vielen Jahren des Gebrauchs ziemlich gekürzt. Wir haben in praktisch allen Klassen diverse Werke gestrichen, nicht nur in den unteren. Den grössten «Aderlass» gab es in der zweiten und dritten Klasse. Dazu ist anzumerken, dass es in diesen Kategorien im Vergleich zur höchsten oder ersten Klasse auch viel mehr eingetragene Werke gab.
Bedeutet dies, dass wir damit die tieferen Klassen bestraft haben? Ist es nicht auch denkbar, dass wir Stücke von der Liste genommen haben, um gerade diese Klassen zu fördern? Wäre es für uns nicht einfacher gewesen, sie für die Niveaus der zweiten bis vierten Klasse unverändert zu belassen, und handelt sich bei diesem Eingriff nun um einen «elitären» Akt unsererseits? Wäre es vielleicht denkbar, dass wir aus fachlichen Gründen so gehandelt haben, weil sich die Voraussetzungen für die Vereine (Besetzung, Mitglieder usw.), ob Höchst- oder Viert-Klasse, durch kulturelle und gesellschaftliche Veränderungen einfach so ergeben haben und zukünftig auch ergeben werden? Vergessen Sie zudem bitte nicht, dass Jurys und Publikum nicht zwangsläufig gleichzusetzen sind.
Der Begriff Basis hat ideologisch nichts mit der Einteilung eines Vereins in eine Stärkeklasse zu tun, noch mit einer Sprachregion oder mit der Bevorzugung einer bestimmten Stilrichtung in der Literatur und schon gar nichts mit «Geschmack». Die Basis sind schlichtweg wir alle – alle Blasmusikantinnen und -musikanten –, unabhängig von Klassen und Regionen. Ein Verein ist nicht «elitär», nur weil er sich auch im Niveau weiterentwickeln will, und ebenso wenig die SBV-Muko. Mit anderen Worten: Auch ein Verein einer unteren Klasse kann im Rahmen seiner Möglichkeiten elitebildend sein, wenn er dies möchte!
