In Bern angekommen

Porträt Andy Kollegger
Liebe Leserin, lieber Leser

Die Amateurkultur wird nicht selten belächelt und als Freizeitbeschäftigung, als Alternative zur Langeweile oder Hobby für Intellektuelle abgetan. Dies auch deshalb, weil Kultur über die Profikultur definiert wird. Dabei wird verkannt, welche entscheidende Rolle die Amateurkultur für den gesamten Kulturbereich spielt. Die Kurzformel lautet: Keine Spitze ohne Breite. Will heissen, dass auch Kultur-Profis nicht als solche geboren werden, sondern sich aus der breiten Masse heraus entwickeln. Mit grosser Freude und Genugtuung kann daher zur Kenntnis genommen werden, dass der Bund die tragende Rolle der Amateurkultur für den gesamten Kulturbereich zunehmend erkennt und diesem in der Kulturbotschaft 2025 ff. die notwendige Beachtung zuteilwerden lässt.

So schreibt der Bundesrat in seiner Botschaft vom 9. Juni 2023 denn auch, dass die Vereine im Amateurkulturbereich die kulturelle Teilhabe ermöglichen und die Basis für eine lebendige und vielfältige Kulturlandschaft bilden. Musik- und Gesangsvereine, Theater- und Tanzgruppen würden soziale Netze schaffen und für gesellschaftlichen Zusammenhalt einstehen. Kulturanlässe leisten für ein breites Publikum einen Beitrag zum kulturellen Austausch zwischen den Regionen und den Sprachgemeinschaften.

Äusserst spannend und besonders bemerkenswert ist, welchen nachhaltigen Charakter der Bundesrat der Amateurkultur einräumt: «Kultur ist ein wesentlicher Aspekt sozialer Nachhaltigkeit. Beispielhaft für die integrative Kraft der Kultur ist der Bereich der Breitenkultur: In tausenden Amateurvereinen engagieren sich Menschen für das kulturelle Leben, meist ehrenamtlich und vor Ort. Vereine als Träger der Amateur- und Volkskultur richten sich an weite Teile der Bevölkerung und schaffen gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie ermöglichen Teilhabe und bilden die Basis für eine lebendige und vielfältige Kulturlandschaft.»

Es scheint, als sei die Amateurkultur in Bundesbern angekommen. Zwar wird das neu zusammengesetzte Parlament wohl etwas weniger Musikgehör für die Anliegen der Kultur haben, aber die «Marschrichtung» stimmt. Und mit dem Bundesrat und dem Bundesamt für Kultur scheinen zwei wichtige Akteure zunehmend Musikgehör für unsere Anliegen zu haben.

Alles, was in unserem Bereich geleistet wird, wird freiwillig und ehrenamtlich geleistet. Wir müssen unter allen Umständen verhindern, dass diese ehrenamtliche Arbeit zu Gunsten der Allgemeinheit als selbstverständlich hingenommen wird. Das ist sie in keiner Weise. Die unserem Kulturbereich in der Kulturbotschaft des Bundes eingeräumte Bedeutung zeugt davon, dass die Leistung, die wir für die Gesellschaft erbringen, tatsächlich anerkannt und wertgeschätzt wird.

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